Michel Houellebecq zählt zu meinen Lieblingsautoren und Lieblingslyrikern. Er beeindruckt als blitzgescheiter Intellektueller, brillanter Analytiker und begnadeter Poet.
Die hier vorliegende Gedichtsammlung umfasst 761 Seiten. Alle Gedichte sind in französischer und deutscher Sprache abgedruckt.
Untergliedert sind sie in die Rubriken:
Der Sinn des Kampfes
Suche nach Glück
Wiedergeburt
Gestalt des letzten Ufers
Natürlich ist es nicht möglich, zu all den Gedichten an dieser Stelle etwas zu schreiben, oder gar Gedichtanalysen anzufertigen. Wer über ein Gedicht schreibt, es zerlegt, nimmt ihm die Poesie. Will ich das? Nein, denn ich liebe Poesie und achte sie.
Auf Seite 141 finde ich ein Gedicht, das die Zeiten überdauert. Um auf das Buch neugierig zu machen, gebe ich es hier wieder:
Eine der Sonne ausgesetzte Seele
Nah beim bedrohlichen Meer;
Die Wellen brechen und wecken
Dunklen, schlafenden Schmerz.
Was wären wir ohne die Sonne?
Angewidertsein, Ekel, Leiden,
Stumpfsinn der Existenz,
Alles verschwindet unter der Sonne.
Die Mittagshitze verströmt
Den Körper eines reglosen Genusses;
Sehnsucht nach Tod, totalem Vergessen,
Die Augen vor einem Berührungskoma verschlossen.
Mitleidlos räkelt sich das Meer
Wie ein erwachendes Tier;
Dieses Universum hat kein Gesetz.
Was wären wir ohne die Sonne?
Nachdem ich 150 von Houellebecqs Gedichten gelesen habe, vielleicht waren es auch 200, dachte ich erneut, ja er ist wortgewaltig und mutig dazu. Er geht ohne Scheu ganz nah ran an das, was ihn bewegt und entkleidet subtil die Nacktheit der Seele, stellt Fragen und weiß:
"Es dauert einige Sekunden,
eine Welt auszulöschen."
Jeder weiß das, der erleben musste, wie ein anderer wenig behutsam, unsre Illusionen zertrümmert hat und uns mit einem Scherbenhaufen alleine ließ. Macht weidet sich an der Ohnmacht ihrer Gegenüber...
Jeder weiß das, der erleben musste, wie ein anderer wenig behutsam, unsre Illusionen zertrümmert hat und uns mit einem Scherbenhaufen alleine ließ. Macht weidet sich an der Ohnmacht ihrer Gegenüber...
Houellebecq ist bei allem einer der der letzten Troubadoure. Das macht ihn bewundernswert.
Nach einigen Monaten
(Oder einigen Wochen)
Bist du meiner müde
Du,
die ich zur Königin gemacht habe.
Mir als schwergeprüftem Sterblichen
War das Risiko bekannt,
Die Sonne, rund wie ein Diskus
Strahlt über meinem verreckten Leben.
(697)
Houellebecq, der Meister der nackten Verzweiflung ist ein großer Liebender, der nicht an die Liebe glauben mag, weil er weiß:
"Es dauert einige Sekunden,
eine Welt auszulöschen."
Diese Tatsache macht sensiblen Menschen Angst.
Diese Tatsache macht sensiblen Menschen Angst.
Sehr empfehlenswert
Helga König
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