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Rezension: Reflexion-Angélique Duvier


Dies ist der neue Lyrik & Prosaband von #Angélique_Duvier. Die studierte Schauspielerin ist auf vielen deutschsprachigen Theaterbühnen und auch im Fernsehen präsent. Mit ihrem Ehemann, dem Pianisten #Vladyslav_Sendecki, lebt sie in Hamburg. 

Der Schwerpunkt ihres 4. Werkes liegt erneut auf den Gedichten. Dabei ist der Titel des Buches zugleich Titel eines der darin enthaltenen Gedichte, das ich zu Anfang meiner Rezension nicht ohne Grund zitieren möchte: 


Reflexion 
Uns wurde alles gegeben, 
doch wir glauben,
am Ende nichts zu haben, 
außer dem, was wir uns 
erarbeiteten, erflehten und 
vielleicht erstritten. 

In Wahrheit ist es so viel, 
denn alles, was wir geworden sind, 
was wir in uns gefunden haben, 
Selbsterkenntnis, Selbstliebe und 
natürlich Nächstenliebe, 
ist unsere Reflexion. 

Um ein solches Gedicht zu schreiben, muss man manche Tiefe durchlebt und dabei mit sich und dem eigenen Schicksal gehadert haben, bevor man offen für Weisheit, das Wesentliche erkennen kann, das, wofür wir geboren wurden: Erkenntnis und seelische Weiterentwicklung. 

Erst die Gnade der Erkenntnis setzt Transformationsprozesse in Gang, die durch das Schreiben reflektierter Lyrik natürlich beschleunigt werden können. 

Die naturverbundene Lyrikerin, lässt Träume zu und hat kein Problem damit, als emotional, ja vielleicht mitunter auch ein wenig pathetisch in ihren Gedichten zu gelten. Diese Art zu schreiben, macht sie unglaublich jung und die Leser, sofern sie einen Sinn für Romantik haben, mit ihr. 

Bei allem nagt der Zweifel nicht selten an ihr, wenn sie den Blick auf das Gestern richtet. War das alles notwendig? Diese Frage stellt man sich oft, bevor man erkennt, wie wichtig alles für unsere Persönlichkeitsentwicklung war. Nicht alles ist planbar. Vieles ist Schicksal, dem letztlich keiner entgehen kann, egal wie achtsam man ist. 

Angélique Duvier bewegt sich durch die Jahreszeiten, nimmt den Sommer, die Sonnentage, die Blumen, die Düfte in ihre Verse auf. Sie schreibt übrigens auch Haikus. So glaubt  man, sie im Winter am Fenster stehen zu sehen und nachdenklich in die Natur zu blicken, als ihr dieses Haiku in den Sinn kam. 

Unter Schnee und Eis
Warten die Blumenwurzeln 
Auf ihr Erwachen. 

Vieles, was die Lyrikerin zu Papier gebracht hat, kommt einem von der Gefühlslage her sehr bekannt vor und das gilt nicht nur für den Vers: 

Manche Augenblicke 
würde ich 
am liebsten
festhalten und 
in meinem Herzen 
versenken. 

Angélique Duvier dokumentiert in ihren Gedichten eine große Lebenserfahrung und lässt erkennen, dass sie niemals zu lieben aufgehört hat, bei aller Reflexion, die bei ihr nicht im Widerspruch zur Emotion steht. 

Zum Schluss möchte ich noch ein letztes Gedicht zitieren, das es mir besonders angetan hat: 

Gleicht unsere Seele 
   einem alten Haus 
voller wundersamer
          Zimmer, 
  deren Wände sich 
verschieben lassen? 
Wo es weder Türen 
noch Schranken gibt. 
  Wo Hoffnung sich 
   uneingeschränkt 
   verbreiten kann 
       und Liebe 
       die Räume 
mit strahlendem 
    Licht erhellt.


Für alle, die "Kitt für die Seele" nötig haben, eröffnet sich hier eine hilfreiche Fundgrube.

Maximal empfehlenswert.

Helga König 

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