Dies ist der fünfte Gedichtband der Lyrikerin Angélique Duvier. Vielen ist die deutsche Schauspielerin aus Filmen wie "Der große Bellheim" bekannt, doch ihre Liebe gehörte dem Theater, wo sie in zahlreichen großen Rollen auf der Bühne stand, so etwa als Ophelia in "Hamlet", als Viola in "Was ihr wollt" als Grusche in "Der kaukasische Kreidekreis".
Für die Rolle der Abigail in "Hexenjagd" wurde sie mit dem "Inthega-Preis" ausgezeichnet. Mit ihrem Ehemann, dem Pianisten Vladyslav Sendecki gründete die studierte Schauspielerin 2009 das "Lyrik& Jazz Ensemble".
Im vorliegenden Buch möchte Angélique Duvier ihren Lesern ein weites Spektrum ihrer Empfindungen nahebringen und dies ist ihr auch hervorragend gelungen.
Eines der Gedichte trägt den gleichen Titel wie das Buch, nämlich "Emotionen".
Emotionen sind lt. Wikipedia psychophysische Bewegtheiten, die durch die bewusste oder unbewusste Wahrnehmung eines Ereignisses oder einer Situation ausgelöst werden.* Genau darum geht es in den Gedichten.
Nicht wenige ihrer Texte reflektieren traurige Gemütsbewegungen, andere befassen sich mit ihrer tiefen Liebe zur Natur. Längere Texte folgen kürzeren und umgekehrt. Manchmal ist ein Gedanken in nur wenige Zeilen gepackt, wie in diesem Vers:
Selbstvertrauen
Mich finden
Und mir vertrauen
an mich selbst glauben,
um selbstbewusst
aus dem Schatten
der Irrtümer
hervorzutreten.
(S.151)
Der Leser muss nicht wissen, welche Irrtümer es waren, die die Lyrikerin im Auge hat. Jeder kennt dieses Hervortreten aus einem Irrtum und nicht selten die damit einhergehende tiefe Verunsicherung, wenn die eigene Wertschätzung in Frage gestellt wurde. Nach wie vor an sich zu glauben, ist wichtig, denn nur so bleibt man kreativ.
Hier eine weitere Kostprobe:
Verbittere nicht
Du darfst nicht verbittern,
Salz ist Salz,
Aber Süßes
ist nicht immer Zucker,
es kann auch gar bitter sein.
(S. 182)
Wann verbittert man? Wenn Unrecht nicht aufhört und man, ohnmächtig, nichts dagegen tun kann, es aber immer wieder versucht hat?
Auf Seite 189 finde ich einen Text, in dem die Lyrikerin dazu auffordert, im Kern des Wesentlichen die Wahrheit zu finden, sie zu erkennen und auszusprechen. Meine Erfahrungen haben mich gelehrt, sehr zurückhaltend zu sein, wenn es um die Wahrheit geht, denn zumeist irren wir uns, fast immer ist es anders als es scheint und wenn wir meinen, den Punkt erwischt zu haben, löst er sich auf wie Frühnebel im Sommer.
Emotionen sind selten von Dauer. Sie in Texten festzuhalten, verleiht ihnen Langlebigkeit. Emotionen, die Allgemeingültigkeit besitzen, schenken Gedichten das, was sie benötigen, um noch nach 100 Jahren gelesen zu werden, weil man auch dann noch eigene Bewegtheiten in ihnen gespiegelt sieht, wie vielleicht in diesem wundervollen Gedicht.
Schwelbrand
Ich sehne mich
Nach einem Blick
in ehrliche
Menschenseelen
Wo finde ich sie?
Nur noch in
neugeborenen, reinen,
unverdorbenen
Kinderaugen,
im unverstellten Tier?
Ich möchte
mich nie mehr
Im Schmerze winden
und verzehren,
weil ein Lächeln
und schmeichelhafte Worte
unaufrichtig
waren
Diese
Erkenntnis wie
ein Schwelbrand
lodernd in mir brennt
und sich zu einem
Steppenbrand
auszubreiten droht.
*Emotion, Wikipedia
Maximal empfehlenswert
Helga König
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