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Rezension: Ich selbst, auch ich tanze- Die #Gedichte- #Hannah_Arendt- #Piper


Dieser Gedichtband enthält Gedichte von Hannah Arendt (14. 10.1906 - 4.12.1975). Die berühmte Intellektuelle hatte einst Philosophie, Theologie und Griechisch u.a. bei Heidegger, Bultmann wie auch Jaspers studiert und promovierte 1928. Schon im Jahre 1933 emigrierte sie nach Paris und 1941 nach New York, wo sie zunächst als Lektorin und freie Schriftstellerin tätig war. Als Professorin für Politische Theorie lehrte sie in Chicago und ab 1967 an der New School for Social Research in New York. 

Der vorliegende  Band  wartet mit  Gedichten aus den Jahren 1923- 1926 und 1942-1961 auf.

Bevor man sich in die insgesamt 71 Gedichte vertieft, sollte man allerdings das Nachwort von Prof. Dr. Irmela von der Lühe gelesen haben. Diese lässt die Dichterin gleich zu Beginn selbst zu Wort kommen und zitiert aus einem Fernsehinterview,  das Hannah Arendt im Jahre 1964 Günter Gaus gab. Dort sagte sie einst "Dichtung hat in meinem Leben eine große Rolle gespielt". Gemeint hat sie damit ihre Begeisterung für griechische Poesie und die Beschäftigung mit Literatur sowie den Künsten. 

Es kann vermutet werden, dass es bei ihr mehr darum ging, Gedichte für und mit dem Herzen zu erlernen als für die nach außen gerichtete Selbstdarstellung. Hannah Arendt liebte Gedichte u.a. von Goethe, Schiller, Rilke, von Hofmannsthal und Brecht. Diese Intellektuelle wollte in erster Linie verstehen  aber nicht Macht und Einfluss gewinnen. Mittels ihres philosophisch-politischen Werkes und hier ihrer bemerkenswerten Studien lässt sich die umfassende Bedeutung ihres Bekenntnisses zum Verstehen am besten nachvollziehen. 

Ihr Werk "Rahel Varnhagen. Lebensgeschichte einer deutschen Jüdin aus der Zeit der Romantik" war einer ihrer ersten Versuche, weltpolitische Zusammenbrüche, politische und philosophische Prozesse im Medium weltliterarischer Texte zu veranschaulichen und zu verstehen, schreibt von der Lühe. In einem ihrer letzten großen philosophischen Werke stellte sie Überlegungen zum Verständnis ihrer Liebe zur Dichtung und Kunst an. Es handelt sich dabei um einen eigenen Paragraphen in "Vita activa oder Vom tätigen Leben" und bekennt sich dort zur "Nutzlosigkeit von Kunstdingen". Es geht um die Zweckfreiheit von Kunst, die durch die Kunst selbst erfolgt. Das gilt auch für das Gedicht, das sich in seiner zeitlosen und zugleich gegenwärtigen Funktion durch sich selbst beglaubigt. 

Hannah Arendts Gedichte beeindrucken durch Tiefsinn. Nur wenige haben einen Titel, sind dem Traum und der Nacht gewidmet, dem Spätsommer auch, sind voller Melancholie, lassen Geschichten erkennen, deren Quintessenz sie sind. Die Verse sind voller Demut und Weisheit aber auch Liebe und der Tod bleiben nicht ausgespart. 

"Was bleibt noch zu sagen" beginnt eine Strophe ihres Gedichts "Blumenfeld zum 70. Geburtstag". Vielleicht, dass man Worte wie "Herzenswärme" und  "Herzensgunst" nicht überlesen sollte in Hannah Arendts wunderbaren Gedichten, weil diese  Worte es erst ermöglichen, "den Menschen menschlich zu erfassen" 

Sehr empfehlenswert.

Helga König

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Rezension: Hafis Liebesgedichte- Insel-Bücherei

Dieser schöne Gedichtsband ist eine Sonderausgabe der Insel-Bücherei mit Gedichten des persischen Dichters Hafis, übertragen von Cyrus Atabay, der auch das Nachwort dazu geschrieben hat.

Goethe, so erfährt man dort, hat erstmals im Alter von 65 Jahren Gedichte von Hafis gelesen und war fasziniert davon, dass dieser Dichter alle Eigenschaften eines Poeten in besonders harmonischer Art in sich vereint hat.

Der große Frankfurter Sohn bewunderte die Vielschichtigkeit des Werkes von Hafis und damit wohl auch dessen geistige Transparenz, dessen Begeisterung für alles Lebende und die vollkommene Freiheit von jeglichem Dogmatismus.

Chaje Shams-ed-din Mohammad mit dem Beinamen Hafis wurde 1325 in Schiras geboren und verstarb 1390.

Die "Übersicht des Weltwissens" wie Goethe es nannte, erlangte er durch Selbststudium und wurde Lehrer in einer Koranschule und einer der berühmtesten Dichter seiner Zeit.

In seinen Versen geht er kritisch mit der Obrigkeit um, weil er in deren Tun nur Lüge, Heuchelei, Formalismus, Ränke und Dummheit sah.

Hafis war wie Goethe ein passionierter Weintrinker und verteidigte mutig seine persönliche Freiheit.

Die Gedichte sind von ganz besonderer Poesie. Die beigefügten Miniaturen führen in eine andere Zeit und in eine Kultur, die man als Mitteleuropäer mit "Tausendundeiner Nacht "in Verbindung bringt.

Berührend und gültig für alle Zeiten ist wohl sein Gedicht "Ich sagte: Ratlos bin ich deinethalben"

Empfehlenswert.

Helga König

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Rezension: Albert Einstein, Sigmund Freud "Warum Krieg? Ein Briefwechsel. Mit einem Essay von Isaac Asimov- Diogenes

Dieses Taschenbuch enthält einen Briefwechsel zwischen Albert Einstein und Sigmund Freud und zudem einen Essay von Isaac Asimov. Dabei zählt der Briefwechsel zu den grundlegenden Texten des Pazifismus im 20. Jahrhundert. Vorangestellt ist der Korrespondenz ein Essay Albert Einsteins mit dem Titel "Für einen militanten Pazifismus".

Einstein sagt hier von sich, dass er nicht nur ein Pazifist, sondern ein militanter Pazifist sei und für den Frieden kämpfen wolle. Er weiß und unterstreicht, dass nichts den Krieg abschaffen werde, wenn wir nicht den Kriegsdienst verweigern. Jeder vernunftbegabte Mensch muss Einstein zustimmen, wenn er schreibt: "Jeder Krieg fügt ein weiteres Glied an die Kette des Übels, die den Fortschritt der Menschlichkeit verhindert.“ Es ist zutreffend, dass die Massen niemals kriegslüstern sind, solange sie nicht durch Propaganda vergiftet werden und man sie genau deshalb gegen die Propaganda immunisieren muss. Es stimmt, wir müssen Kinder gegen den Militarismus impfen und im Geist des Pazifismus erziehen, nachdem in allen Jahrhunderten in Europa die Völker mit falschen Zielen erzogen worden sind.

Einstein verdeutlicht, dass die Menschen auf der ganzen Welt menschenwürdig leben könnten, wenn nur ein Zehntel der Energien, die die kriegsführenden Nationen in einem Weltkrieg verbraucht,  in sinnstiftenden Projekte fließen würden. Am 30. Juli 1932 wendet er sich  in einem Brief an Freud und dieser schreibt ihm dann im September des gleichen Jahres zurück, also noch bevor die braune Pest an die Macht kam und 70 Millionen Tote durch ihre kriegslüsterne Politik dann zu verantworten hatte.

Er befasst sich in seinem Brief auch mit dem Hass und schreibt:"Im Menschen lebt ein Bedürfnis zu hassen und zu vernichten. Diese Anlage ist in gewöhnlichen Zeiten latent vorhanden und tritt dann nur bei Abnormalen zutage; sie kann aber verhältnismäßig leicht geweckt und zur Massenpsychose gesteigert werden“. Nach Auffassung Einsteins ist es gerade die Intelligenz, die den „verhängnisvollen Massensuggestionen am leichtesten unterliegt.“

Seine Annahme begründet er damit, dass diese Gruppe nicht unmittelbar aus dem Erleben zu schöpfen pflege, sondern auf dem Weg über das gedruckte Papier am vollständigsten zu manipulieren sei. Bedenkt man die 12 Jahre, die nach dem Brief folgten, ist man schon bass erstaunt über die hellsichtige Zukunftsanalyse Einsteins. 

Ich möchte nicht den gesamten Inhalt der beiden Briefe wiedergeben, werde deshalb nichts zu der Replik Sigmund Freuds schreiben und ebenfalls nicht den kleinen Essay mit dem Titel "Die Erde stirbt" verkürzt hier wiedergeben. 

Helga Weyhe, die älteste Buchhändlerin Deutschlands, mit der ich vor einigen Tagen ein Interview realisierte, empfiehlt allen: LESEN, LESEN, LESEN. Genau das empfehle auch ich, wenn es um das Buch "Warum Krieg?" geht, das übrigens die Basler Zeitung nicht grundlos als Grundausstattung eines jeden Haushalts begreift.

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Diogenes Verlag und können das Buch bestellen:http://www.diogenes.de/leser/katalog/nach_autoren/a-z/e/9783257200287/buch. Sie können es aber auch  direkt beim Buchhändler um die Ecke kaufen.