Das ist der 7. Band der Serie "Briefe bewegen die Welt", der seitens des Verlags teNeues auf den Weg gebracht worden ist. Wie stets hat auch bei diesem Buch Jürgen Gerdes, der Konzernvorstand Deutsche Post DHL das Vorwort geschrieben und wie bei vorangegangenen Bänden stammt die Einleitung erneut von Hellmuth Karasek. Er hebt darin hervor, dass Komiker beim Briefeschreiben nur selten komisch sind. Zumeist sei es eine Art Galgenhumor, die sie beim Verfassen von Briefen umtreibe.
Komik definiert Karasek als ein Aufbegehren und Bewahren der Kindheit mit ihren dadaistischen Scherzen und Purzelbäumen.
Die Texte im Buch mit Ausnahme der Briefe, des Vorworts und der Einleitung wurden von Sonja Wild, Hans Pöllmann und Pit Pauen formuliert und die Briefe, die man für diesen Band zusammengestellt hat, stammen von Verfassern aus unterschiedlichen Jahrhunderten. Dabei ist die Art des Humors, der in diesen Schriftstücken zum Ausdruck kommt, auch dessen Niveau höchst verschieden, was wie das Beispiel Einsteins zeigt, keineswegs eine Frage der Intelligenz des Verfassers ist
Wie immer sind die Briefe im Original abgedruckt, teilweise von Hand geschrieben, gleichwohl wird zu jedem Originalabdruck der Text gut lesbar in Druckbuchstaben präsentiert, so dass keine Wahrnehmungsmissverständnisse auftreten können.
Eine Kurzbiografie von Absender und Empfänger, auch deren Konterfeis und andere Bilder, zudem Hintergrundinformationen zu den Briefen werden bereitgestellt, so dass man jeweils eine klare Vorstellung davon bekommt, was den einzelnen Schreiber veranlasst hat, humorig zu texten.
Zuallererst las ich Albert Einsteins Briefwechsel mit Kindern.
Weshalb?
Weil ich Albert Einsteins offenes, freundliches Gesicht mag und ihm genau deswegen sofort einen glühenden Freundschaftsantrag auf Facebook gesendet hätte, wenn er noch lebte und einen Account dort hätte und zwar unabhängig davon, dass er ein Genie war.
Vor einiger Zeit habe ich eine Rezension zu einer Biographie über diesen Nobelpreisträger geschrieben und bin überrascht, wie gut die drei Seiten umfassende Kurzbiografie hier im vorliegenden Buch gelungen ist. Dies zeigt erneut, dass sich alles Wesentliche textkomprimiert verbalisieren lässt. Einstein wusste das und handelte danach. Sich an ihm ein Beispiel zu nehmen, kann nicht verkehrt sein.
Es lohnt, sich mit den humorigen Briefen aller zu befassen. Gleichwohl gebe ich zu, dass mir Einsteins selbstironischer Brief vom 30. September 1920 am besten gefällt, weil er alles über diesen liebenswerten Menschen, was ihn so ungemein sympathisch machte, aussagt:
"Liebes Fräulein Ney,
von Elsa höre ich, dass Du nicht zufrieden bist, weil Du den Onkel Einstein nicht gesehen hast. Ich sage Dir daher wie ich aussehe. Bleiches Gesicht, lange Haare und eine Art bescheidenes Bäuchlein. Dazu einen eckigen Gang und eine Zigarre im Maul, wenn er eine hat, und einen Federhalter in der Tasche oder in der Hand. Krumme Beine und Warzen hat er aber nicht, ist also ganz hübsch, auch keine Haare an den Händen wie oft hässliche Männer. Also doch schade, dass Du mich nicht gesehen hast.
Sei herzlich gegrüßt
Dein Onkel
Einstein "
Das Buch enthält u.a. Briefe von Christian Morgenstern, Joachim Ringelnatz, Kurt Tucholsky, Karl Valentin, Hans Dieter Hüsch, Robert Gernhardt, Friedrich Dürrenmatt und Harry Rowohlt, von Menschen also, die per se unter dem Verdacht stehen, Humor besessen zu haben bzw. zu besitzen. Aber es sind auch andere Briefeschreiber dabei, denen ich Humor nicht zugeordnet hätte. Das mag jedoch meiner Unkenntnis geschuldet sein, was deren wahre Charaktere anbelangt.
Dann lese ich einen Brief und den Kurzlebenslauf von Hanns Dieter Hüsch, den ich in Anfang der 1980er Jahre mehrfach im Unterhaus in Mainz erlebte. Hüsch war nicht nur ein begnadeter Kabarettist, sondern auch ein genialer Sprachartist. Ich konnte mich an seiner Wortakrobatik nicht satthören.
In der Charakterisierung hier im Buch liest man, dass es neben Wortgewalt die Wärme seines Witzes war, die ihn ausmachten. Genau so empfand ich es auch.
Ein gelungener Band Sieben, einer tollen Serie, die dem Leser die Briefeschreiber sehr nahebringt.
Empfehlenswert.
Helga König
Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum teNeues-Verlag und können das Buch dort bestellen. http://www.teneues.com/shop-de/buecher/neue-produkte/briefe-bewegen-die-welt.html. Sie können es aber auch direkt beim Buchhändler um die Ecke ordern.
Helga König
Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum teNeues-Verlag und können das Buch dort bestellen. http://www.teneues.com/shop-de/buecher/neue-produkte/briefe-bewegen-die-welt.html. Sie können es aber auch direkt beim Buchhändler um die Ecke ordern.