Christian Morgenstern (1871-1914) ist der Verfasser der Liebesgedichte, die von feinsinniger Schwermut durchzogen sind. Die subtile Melancholie allerdings tritt nicht sogleich aus den Texten hervor, denn zunächst scheinen sie dahinzugleiten und hin und wieder gar in Alltäglichkeiten abzuschweifen.
Der Dichter geht weit hinein in die menschliche Gefühlswelt mit all ihren Abgründen und Höhen, dabei schließen sich gedankliche Tiefe und Humor nicht aus. Das macht seine Texte besonders sympathisch. Dennoch, die Liebe war für ihn eine ernste Sache.
Seine Art widersprechende Empfindungen zum Ausdruck zu bringen, berührt sehr. Als Beispiel dafür möchte ich das Gedicht auf Seite 138 anführen.
Mein Herz ist leer,
ich liebe dich
nicht mehr.
Erfülle mich!
Ich rufe bitterlich
nach dir.
Im Traume zeig
dich mir
und neig
dich zu mir her!
Erfülle mich
mit dir
auf ewiglich!
Ich trag's nicht mehr, -
ich liebe dich
zu sehr.
In vielen Versen ist die Sehnsucht aber auch die Einsamkeit ein Thema. Es sind Moll-Töne, die traurig machen, doch auch faszinieren. Vielleicht ist es ja die Liebe in Moll, die in die Ewigkeit verweist.
Diesbezüglich einige Zeilen aus dem Gedicht "Schicksal der Liebe" (S.140/141)
Wir sind zwei Rosen
darüber der Sturm fuhr
und sie abriss.
.......
Heimatlose,
tanzen und fliehen sie
nur für einander
duftend und leuchtend
den Weg der Liebe-
...
Sehr empfehlenswert.
Helga König
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