Sabine Nepolitano hat in diesem Gedichtband Verse aus unterschiedlichen Jahrhunderten zusammengestellt. Im Quellenverzeichnis ist angeführt, aus welchen Werken die Liebesgedichte der Dichter stammen.
Die lyrischen Texte sind in insgesamt acht Kapitel eingebunden. Dabei geht es zunächst um Verse, in denen die Dichter ihre Liebe erklären. Hier kann man sich in poetische Liebeserklärungen von Johann Wolfgang von Goethe, Theodor Fontane, Heinrich Heine, Pablo Neruda sowie anderen berühmten Dichtern vertiefen, hält vielleicht bei dem Poem des Komponisten Franz Liszt länger inne und freut sich über die Zeilen "Alle Stimmen meines Herzens/und meine Seele singen/ den Hymnus der Liebe,/die Du erträumt hast." Während man diese Sätze liest, denkt man vielleicht an Liszts "Liebestraum" und begreift, was diesen Künstler bewegt hat, sowohl beim Schreiben des Verses als auch beim Komponieren des Stücks. Es muss eine tiefe Sehnsucht gewesen sein.
Ein Kapitel ist dem Kuss gewidmet. Dazu wissen wieder viele Dichter etwas zu sagen, doch keiner formuliert einen solch wunderbaren Satz wie Wolfgang Borchert "Im Kuss versank die Welt im Traum" Der Lyriker drückt aus, was ein Kuss eigentlich zur Folge hat: Traumzeit, wenn auch nur für Momente.
Gedichte, die liebende Männer schreiben, wenn die erste Verliebtheit vorüber, findet man hier ebenso wie jene, die wunschlose Seligkeit bekunden. Hier entdeckt man Paul Verlaine, auch Hafis, Christian Morgenstern und irgendwann den Maler Paul Klee. Alle haben wundervoll geschrieben, auch Stefan Zweig, dessen Gedicht "Hand in Hand" mich sehr bewegt hat, ganz ähnlich wie die Zeilen des Philosophen Platon, die ich hier zitieren möchte "Unter den Sternen wohnt mein Liebster; /o dass ich der ganze Himmel wäre/ Mit viel Augen dich anzuschauen!“
Dann finde ich ein Gedicht Friedrich Hebbels wenig später, mit dem Titel "Ich und Du" und denke an den Menschen, der mir das Gedicht vor Jahren erstmals nahe brachte. Später wird das Zusammensein thematisiert, so etwa von Erich Fried in "Aber wieder", auch von Mozart und schließlich von Christian Morgenstern, dessen Gedichte mich besonders berühren. Deshalb möchte ich eines seiner im Buch abgedruckten Werke hier zitieren:
An***
Da steht man nun in fremder Stadt allein
mit dem, was man gefehlt und man getan,
und den man liebt, der will nicht bei dir sein
und wandelt eigenwillig eigne Bahn.
Und einer Liebe wunderreicher Hort
bleibt unerschöpft und ewig unerlebt;
ich stehe einsam hier, du einsam dort,
und sind im Tiefsten doch so ganz verwebt.
Auch ein Gedicht des bengalischen Dichters Tagore ist sehr berührend und natürlich die Texte Rainer Maria Rilkes, der am feinsinnigsten Gefühle in Sprache umzusetzen vermag.
Dann ist da auch noch Friedrich Halms Gedicht "Mein Herz, ich will dich fragen" abgedruckt, das zu meinen Lieblingsliebesgedichten zählt aber auch Verse von Ovid und anderen großen Geistern.
Die Gefühle, die in den Gedichten zum Ausdruck kommen, sind nicht immer frühlingshaft, oft sind sie sehr melancholisch und so angelegt, dass längst vergessener Kummer erneut hervorbricht.
Vergessen wir also nie die Worte Theodor Storms, die eine ewige Wahrheit enthalten, uns aber nicht abhalten sollten, zu lieben.
Die Lieb' ist wie ein Wiegenlied:Es lullt Dich lieblich ein.
Doch schläfst Du kaum, so schweigt das Lied,
und Du erwachst allein.
Sehr empfehlenswert
Helga König
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