Der Schriftsteller Kurt Tucholsky (1890- 1937) wurde 1933 aus Deutschland ausgebürgert. Er war Zeitkritiker in Vers und Prosa von großer Treffsicherheit und Ironie, vertrat einen linksgerichteten pazifistischen Humanismus, schrieb auch heitere melancholische Liebesgeschichten und - das ist weniger bekannt - viele sehr, schöne Liebesgedichte.
Im Nachwort von Jan Sidney erfährt man, dass die Frau, um die er lange kämpfte, Mary Gold hieß. Sie war die Tochter eines verarmten Buchhalters in Riga. 1917 lernt er sie kennen. Er hoffte auf eine leichte Eroberung, aber es kam ganz anders. Tucholsky war zu diesem Zeitpunkt verlobt und hatte zahlreiche Affären mit anderen Frauen. Mary verliebt sich in ihn, ist aber distanziert. Das lässt Tucholsky entflammen. Er ist verrückt nach der intelligenten Blondine mit der dunklen Stimme. Er fühlt sich angezogen von der Mischung aus Zurückhaltung, Temperament, Weiblichkeit und Mädchenhaftigkeit. Jane Sidny unterstreicht, dass Tucholsky Frauen eigentlich nicht ernst nimmt und sie intellektuell den Männern als unterlegen betrachtet, ganz Kind seiner Zeit.
Mary verwirrt ihn. Er schickt ihr in zwei Jahren Hunderte von Liebesbriefen, die zu den schönsten der deutschen Literatur zählen, dennoch wird die Beziehung zunächst nicht in einer Ehe enden. Er heiratet 1920 seine langjährige Freundin Else, eine Ärztin. Diese Ehe hält nur vier Jahre. Schon einige Monate nach der Hochzeit schickt er Mary erneut glühende Liebesbriefe.
Unmittelbar nach seiner Scheidung dann heiratet er Mary. Das Glück der beiden dauert nur einige Jahre. Eine andere Frau wird sein Interesse gewinnen und dieser wird eine weitere folgen. Was bleibt ist bis zum Schluss die Sehnsucht nach Mary. 1933 hat er die Ehe mit ihr beendet, um sie vor den Nationalsozialisten zu schützen. 1935 notiert er kurz bevor er Gift nimmt: "Ich habe nur eine Frau in meinem Leben geliebt, und werde mir nie verzeihen, was ich ihr angetan habe."
Die vorliegenden Liebesgedichte, im Besonderen jene, die an Mary gerichtet sind, zeigen viele Facetten des Frauenverführers. Aus den nachstehenden Versen spricht der hoffende Liebende : Jeder ist so vom andern durch Weiten getrennt/ dass er nicht weiß, wo es lodert und flammt und brennt./ Wir sind allein .-/ Selten springt ein Funke von Blut zu Blut,/ bringt zur Entfaltung, was sonst in der Stille/Wir sind allein .-/ Aber einmal- kann es auch anders sein-/Einmal gib dich,- und , siehst du, dann wird aus zwein: Wir beide- / Und keiner ist mehr allein. -/
Andere Gedichte sind frech, ironisch, drastisch, manche aber auch leise, andere gefühlvoll oder gar melancholisch.
Den Gedichtband werde ich mit 5 Sternen bewerten, weil die Gedichte eine Poesie entfalten, wie ich sie selten bei einem Lyriker gelesen habe.
Inhaltlich hat mich nachstehendes Gedicht freilich nicht begeistert, unter lyrischen Aspekten jedoch ist es meisterlich.
Frauen von Freunden
Frauen von Freunden zerstören die Freundschaft.
Schüchtern erst besetzen sie einen Teil des Freundes,
nisten sich in ihm ein,
warten,
beobachten,
und nehmen scheinbar Teil am Freundesbund.
Dies Stück des Freundes hat uns nie gehört -
wir merken nichts.
Aber bald ändert sich das:
Sie besetzen einen Hausflügel nach dem andern,
dringen tiefer ein,
haben bald den ganzen Freund.
Der ist verändert; es ist, als schäme er sich seiner Freundschaft.
So, wie er sich früher der Liebe vor uns geschämt hat,
schämt er sich jetzt der Freundschaft vor ihr.
Er gehört uns nicht mehr.
Sie steht nicht zwischen uns - sie hat ihn weggezogen.
Er ist nicht mehr unser Freund:
er ist ihr Mann.
Eine leise Verletzlichkeit bleibt übrig.
Traurig blicken wir ihm nach.
Die im Bett behält immer recht.
( Tucholsky)
Ist das so, meine Herren?
Im Nachwort von Jan Sidney erfährt man, dass die Frau, um die er lange kämpfte, Mary Gold hieß. Sie war die Tochter eines verarmten Buchhalters in Riga. 1917 lernt er sie kennen. Er hoffte auf eine leichte Eroberung, aber es kam ganz anders. Tucholsky war zu diesem Zeitpunkt verlobt und hatte zahlreiche Affären mit anderen Frauen. Mary verliebt sich in ihn, ist aber distanziert. Das lässt Tucholsky entflammen. Er ist verrückt nach der intelligenten Blondine mit der dunklen Stimme. Er fühlt sich angezogen von der Mischung aus Zurückhaltung, Temperament, Weiblichkeit und Mädchenhaftigkeit. Jane Sidny unterstreicht, dass Tucholsky Frauen eigentlich nicht ernst nimmt und sie intellektuell den Männern als unterlegen betrachtet, ganz Kind seiner Zeit.
Mary verwirrt ihn. Er schickt ihr in zwei Jahren Hunderte von Liebesbriefen, die zu den schönsten der deutschen Literatur zählen, dennoch wird die Beziehung zunächst nicht in einer Ehe enden. Er heiratet 1920 seine langjährige Freundin Else, eine Ärztin. Diese Ehe hält nur vier Jahre. Schon einige Monate nach der Hochzeit schickt er Mary erneut glühende Liebesbriefe.
Unmittelbar nach seiner Scheidung dann heiratet er Mary. Das Glück der beiden dauert nur einige Jahre. Eine andere Frau wird sein Interesse gewinnen und dieser wird eine weitere folgen. Was bleibt ist bis zum Schluss die Sehnsucht nach Mary. 1933 hat er die Ehe mit ihr beendet, um sie vor den Nationalsozialisten zu schützen. 1935 notiert er kurz bevor er Gift nimmt: "Ich habe nur eine Frau in meinem Leben geliebt, und werde mir nie verzeihen, was ich ihr angetan habe."
Die vorliegenden Liebesgedichte, im Besonderen jene, die an Mary gerichtet sind, zeigen viele Facetten des Frauenverführers. Aus den nachstehenden Versen spricht der hoffende Liebende : Jeder ist so vom andern durch Weiten getrennt/ dass er nicht weiß, wo es lodert und flammt und brennt./ Wir sind allein .-/ Selten springt ein Funke von Blut zu Blut,/ bringt zur Entfaltung, was sonst in der Stille/Wir sind allein .-/ Aber einmal- kann es auch anders sein-/Einmal gib dich,- und , siehst du, dann wird aus zwein: Wir beide- / Und keiner ist mehr allein. -/
Andere Gedichte sind frech, ironisch, drastisch, manche aber auch leise, andere gefühlvoll oder gar melancholisch.
Den Gedichtband werde ich mit 5 Sternen bewerten, weil die Gedichte eine Poesie entfalten, wie ich sie selten bei einem Lyriker gelesen habe.
Inhaltlich hat mich nachstehendes Gedicht freilich nicht begeistert, unter lyrischen Aspekten jedoch ist es meisterlich.
Frauen von Freunden
Frauen von Freunden zerstören die Freundschaft.
Schüchtern erst besetzen sie einen Teil des Freundes,
nisten sich in ihm ein,
warten,
beobachten,
und nehmen scheinbar Teil am Freundesbund.
Dies Stück des Freundes hat uns nie gehört -
wir merken nichts.
Aber bald ändert sich das:
Sie besetzen einen Hausflügel nach dem andern,
dringen tiefer ein,
haben bald den ganzen Freund.
Der ist verändert; es ist, als schäme er sich seiner Freundschaft.
So, wie er sich früher der Liebe vor uns geschämt hat,
schämt er sich jetzt der Freundschaft vor ihr.
Er gehört uns nicht mehr.
Sie steht nicht zwischen uns - sie hat ihn weggezogen.
Er ist nicht mehr unser Freund:
er ist ihr Mann.
Eine leise Verletzlichkeit bleibt übrig.
Traurig blicken wir ihm nach.
Die im Bett behält immer recht.
( Tucholsky)
Ist das so, meine Herren?
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