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Rezension: Dasein- Angélique Duvier



Diese Publikation enthält Gedichte und Kurzgeschichten der Schauspielerin Angelique Duvier. Es ist das sechste Buch, das sie zwischenzeitlich auf den Weg gebracht hat. Die vorangegangenen Werke habe ich auf "Buch, Kultur und Lifestyle" vorgestellt und mit der Autorin diesbezüglich auch entsprechende Interviews realisieren können. 

Ihre Liebe zur Natur ist unverändert vorhanden und fließt in nicht wenige ihrer Verse ein. Doch es gibt daneben zahlreiche Gedichte, deren Thematik weniger naturbezogen ist, so etwa jenes mit dem Titel "Empathie", das ich an dieser Stelle nicht ohne Grund wiedergeben möchte: 

"Empathie" 
Empathie ist, wenn
dich das Leid anderer
          schmerzt. 
Wenn du den Hunger 
   der Hungernden
          spürst. 
Empathie ist, wenn 
   du in Not und 
     Verzweiflung 
der Kriegsopfer 
      fühlst. 
 Wenn dich 
Einsamkeit 
und Trauer 
leidender Menschen 
          berührt. 
Empathie ist auch, 
 wenn dich Freude
und Glück anderer
         neidlos 
glücklich macht. (S. 30) 

"Empathie ist auch, /wenn dich Freude und Glück anderer/neidlos /glücklich macht." Dieser Gedanke hat mir besonders gut gefallen. 

Sonderbar, dass vielen Menschen dies beim Anblick von Kindern, die beim Spiel Glück und Freude verströmen, problemlos gelingt und sie spontan zu lächeln oder zu lachen beginnen, sie jedoch selten das Glück anderer Erwachsener als glücklich machend erleben. 

Weshalb das so ist? 

Ich denke, es ist das ewige Vergleichen, das daran hindert, neidlos das Glück anderer mitzuempfinden und dies ist mehr als nur schade. 

Einem leidenden Menschen gegenüber Empathie zu empfinden, ist für viele gewiss einfacher als dem Glück eines starken, gesunden, glücklichen Menschen gegenüber. Aber wirklich empathisch ist ein Mensch, wenn er beides vermag und weil er nicht anders kann, es auch tut. 

Das Alter und die Vergänglichkeit werden von Angélique Duvier immer wieder gedanklich umkreist, sie geraten immer häufiger ins Blickfeld, je mehr Erinnerungen sich angesammelt haben. Machen sie ihr Angst`? Ich denke, nein. Sie geht stoisch damit um. Auch das muss man lernen.

Von Tränen ist die Rede, auch von Schmerz. Das Wechselspiel der Gefühle durchzieht das gesamte Buch. 

Herrlich jung und erfrischend offenbart sich in der sehr schönen und in vieler Hinsicht gelungenen Kurzgeschichte "Herzklopfen" wieviel Empathie wir empfinden können am Glück anderer, wenn wir offen dafür sind. 

Nicht jedes der Gedichte bleibt im Gedächtnis haften und berührt so intensiv wie etwa die Gedichte "Fragen" oder "In Dir".

Auch einige Haikus und Senryus von  Angélique Duvier lernt man kennen und erfährt am Ende des Buches, worin der Unterschied der beiden Gedichtformen besteht. 

Über Gerechtigkeit und Fairness denkt die Lyrikerin in ihren Versen auch immer wieder nach und bringt es schließlich in einem Senryu auf den Punkt; 

Unfair 
Die Ungerechten 
Verlangen ihre Rechte- 
Aber nur für sich. 

Und da ist da noch dieses wunderbare Gedicht mit dem Titel  "Zeitschleifen", das mit den Worten endet…"alles, was bleibt,/ ist ein vergilbtes Lächeln.". 

Wer das erkannt hat, lässt sich nicht mehr fortragen in die Vergangenheit, sondern erfreut sich der Frische eines jeden neuen Tags. Was uns leben lässt, ist nicht Last, nicht Vergangenes, sondern Zukunftsblumen, genährt  von dem, was Freude  schenkt. 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Emotionen- Angélique Duvier


Dies ist der fünfte Gedichtband der Lyrikerin Angélique Duvier. Vielen ist die deutsche Schauspielerin aus Filmen wie "Der große Bellheim" bekannt, doch ihre Liebe gehörte dem Theater, wo sie in zahlreichen großen Rollen auf der Bühne stand, so etwa als Ophelia in "Hamlet", als Viola in "Was ihr wollt" als Grusche in "Der kaukasische Kreidekreis". Für die Rolle der Abigail in "Hexenjagd" wurde sie mit dem "Inthega-Preis" ausgezeichnet. Mit ihrem Ehemann, dem Pianisten Vladyslav Sendecki gründete die studierte Schauspielerin 2009 das "Lyrik& Jazz Ensemble". 

Im vorliegenden Buch möchte Angélique Duvier ihren Lesern ein weites Spektrum ihrer Empfindungen nahebringen und dies ist ihr auch hervorragend gelungen. 

Eines der Gedichte trägt den gleichen Titel wie das Buch, nämlich "Emotionen". 

Emotionen sind lt. Wikipedia psychophysische Bewegtheiten, die durch die bewusste oder unbewusste Wahrnehmung eines Ereignisses oder einer Situation ausgelöst werden.*  Genau darum geht es in den Gedichten. 

Nicht wenige ihrer Texte reflektieren traurige Gemütsbewegungen, andere befassen sich mit ihrer tiefen Liebe zur Natur. Längere Texte folgen kürzeren und umgekehrt. Manchmal ist ein Gedanken in nur wenige Zeilen gepackt, wie in diesem Vers: 

Selbstvertrauen 

Mich finden 
Und mir vertrauen 
an mich selbst glauben, 
um selbstbewusst 
aus dem Schatten 
der Irrtümer 
hervorzutreten. (S.151) 

Der Leser muss nicht wissen, welche Irrtümer es waren, die die Lyrikerin im Auge hat. Jeder kennt dieses Hervortreten aus einem Irrtum und nicht selten die damit einhergehende tiefe Verunsicherung, wenn die  eigene Wertschätzung in Frage gestellt wurde. Nach wie vor an sich zu glauben, ist wichtig, denn nur so bleibt man kreativ. 

Hier eine weitere Kostprobe:

Verbittere nicht

Du darfst nicht verbittern,
Salz ist Salz,
Aber Süßes
ist nicht immer Zucker, 
es kann auch gar bitter sein. 
(S. 182) 

Wann verbittert man? Wenn Unrecht nicht aufhört und man, ohnmächtig, nichts dagegen tun kann, es aber immer wieder versucht hat? 

Auf Seite 189 finde ich einen Text, in dem die Lyrikerin dazu auffordert, im Kern des Wesentlichen die Wahrheit zu finden, sie zu erkennen und auszusprechen. Meine Erfahrungen haben mich gelehrt, sehr zurückhaltend zu sein, wenn es um die Wahrheit geht, denn zumeist irren wir uns, fast immer ist es anders als es scheint und wenn wir meinen, den Punkt erwischt zu haben, löst er sich auf wie Frühnebel im Sommer. 

Emotionen sind selten von Dauer. Sie in Texten festzuhalten, verleiht ihnen Langlebigkeit. Emotionen, die Allgemeingültigkeit besitzen, schenken Gedichten das, was sie benötigen, um noch nach 100 Jahren gelesen zu werden, weil man auch dann noch eigene Bewegtheiten in ihnen gespiegelt sieht, wie vielleicht in diesem wundervollen Gedicht. 

Schwelbrand 

Ich sehne mich 
Nach einem Blick 
       in ehrliche 
Menschenseelen 
Wo finde ich sie? 

Nur noch in 
neugeborenen, reinen, 
unverdorbenen 
Kinderaugen, 
im unverstellten Tier? 

Ich möchte 
mich nie mehr 
Im Schmerze winden 
und verzehren, 
weil ein Lächeln 

und schmeichelhafte Worte 
unaufrichtig 
waren 

Diese  
Erkenntnis wie
ein Schwelbrand 
lodernd in mir brennt 
und sich zu einem
Steppenbrand 
auszubreiten droht.

*Emotion, Wikipedia

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Nach dem Gewitter Mücken- Christina von Bittner, Michael Krüger- Hirmer

Dieser Lyrikband ist mit Kunstwerken der Bildhauerin #Christina_von_Bittner illustriert. Die Gedichte stammen von #Michael_Krüger, der seit Mitte der 80er Jahre Verlagsleiter der Carl Hanser Literaturverlage und Herausgeber der Literaturzeitschrift Akzente war. Darüber hinaus stand er als Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste vor. Für sein literarisches Werk wurde er mehrfach ausgezeichnet. 

Christina von Bittner lebt und arbeitet in München. Sie war Meisterschülerin von #Lothar_Fischer und Mitarbeiterin und Mitarbeiterin im Tarot Garten bei Niki_de_Saint_Phalle. Mit ihren Arbeiten ist sie in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten. In 2020 hat sie für ihr Gesamtwerk ein Stipendium der Villa Concordia erhalten. 

Lothar Fischer, bei dem Christina von Büttner Meisterschülerin war schreibt: "Die Dinge oder Gegenstände, die Christina von Bittner als Motiv oder Anlass für ihre Arbeit braucht und die ihr Lust dazu machen, verwandeln sich absichtslos zu mehrdeutigen poetischen Gebilden durch das Machen… Kunstfiguren, die ihrer Ambivalenz weit über das intendierte Sujet hinausweisen…“

Michael Krügers Gedichte fokussieren inhaltlich unterschiedliche Orte. Die Inhalte korrespondieren in irgendeiner Form mit den beigefügten Bildern. …/"Und die Tannen sehen aus/wie ältere Lehrerinnen für Russisch und Mathematik. Auch morgen,/ Heißt es, soll es noch schneien."* 

Dieser Lyriker ist kein Heimatdichter, auch wenn mancher Titel eines seiner Gedichte dies vermuten lässt. "Es wäre in dieser Gegend unangemessen/ über das Gedächtnis des Ahorns nachzudenken,/ verjährte Blätter, verjährte Schritte, ich selber/schon jenseits der angemessenen Zeit/…**

Eines dieser schönen und dabei  oft tiefsinnigen Gedichte trägt den Titel "Heidsee". Bevor ich den Text lese, mache ich mich zunächst kundig, wo dieser See verortet ist. Im Kanton Graubünden in der Schweiz! Auf einem Foto auf Wikipedia erhalte ich einen visuellen Eindruck, dann erst lasse ich mich auf das Gedicht ein, dessen erste Zeilen wie folgt lauten: "Als würden die Berge niederknien,/um etwas von dem Schmelzwasser zu trinken,/Das jetzt überreich einsickert in den See./ Hier habe ich im Sommer Mummel gefunden,/ die Nixblume, und etwas höher die Hauhechel,/die man hier Weiberkrieg nennt,/… ***

Mummel? Ich denke spontan an den Mummelsee und möchte wissen, was es mit dem Begriff "Mummel" auf sich hat. Warum habe ich mir die Frage nicht früher gestellt? Es ist ein Synonym für die Seerose. Hat sie gelbe Blütenblätter, dann handelt es sich offenbar um eine Nixblume, während die Hauhechel ein rosafarbener Schmetterlingsblütler ist, der bei Herzschwäche helfen soll. 

Im Gedicht breiten sich eine Vielzahl von Blumen mit bedeutsamen Namen aus, selbst die "Hungerblümchen" werden nicht vergessen, die dann erblühen, wenn die Berge etwas von dem Schmelzwasser trinken möchten. 

Der Dichter lebt mit und in der Natur, das macht ihn sympathisch. "Ermüdung und Weltverleumdung“**** sind nichts für ihn,  "sondern etwas für Philosophen.“***** 

Mein Blick bleibt bei dem Titel "Ostermontag, Allmannshausen, mit Stendhal" hängen. "Einer, der sich am Mittag festhält/wird nicht älter, dem hält die Uhr still./…***** Diese Zeilen gefallen mir. Michael Krüger verweist in einer Gedichtszeile auf Bayle, gemeint ist vermutlich Henry Beyle, dessen Pseudonym "Stendhal" war. Man muss wohl ein Kenner von Stendhal sein, um zu wissen, in welcher Beziehung dieser nicht Recht hatte. In seinen Betrachtungen, was die Liebe anbelangt, etwa? 

Und wieder bleibe ich an einem Bild hängen, das einstimmt auf ein Gedicht, das mit den Zeilen beginnt "Verloren gegangen war die Musik,/die Töne kamen ohne sie heim,/ ungeordnet und einzeln./.."****** Das sind Zeilen voller Poesie, in die ich gerne eintauche, nicht nur in einer solchen "Sommernacht": "Es roch nach Thymian und nach Quitten als der Wind durchs Gras zog wie ein ambulanter Trödler"...*******

Maximal empfehlenswert 

Helga König

* aus: Tutzing, S22
**aus : Freimann, hinter den Häusern S.13
*** aus: Am Heidsee, S.67
**** aus: Murnau, S. 79
*****aus: Ostermonntag, Allmannshausen, mit Stendhal, S.90
****** aus: Gellertstraße, Seite 103
*******Eine Sommernacht, S. 113

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Rezension: Gartenspaziergang mit Rilke-Gedichte-Thorbecke




Dieses wunderschön illustrierte Buch mit Zeichnungen und Fotografien von prachtvollen Gartenblumen und Schmetterlingen begeistert die Leser und Betrachter nicht nur dieser Motive wegen, sondern auch - oder besser vor allen Dingen - wegen der stimmungsvollen Gedichte und Auszüge aus Briefen des Poeten Rainer Maria Rilke.

Die Verse durchstreifen die Jahreszeiten, geben Einblick in die Traumwelt des Dichters, in der die Rose einen ganz besonderen Platz einnimmt. Doch nicht nur die Rose, die von alters her ein Symbol der Liebe ist, kommt in Rilkes Naturpoesie zur Sprache, - sie aber hauptsächlich - und man muss sofort an seine große Liebe denken, an Lou Andreas - Salomé,  eine Königin, was ihre Schönheit und ihren Geist betraf. Sie erbaute Rilkes Ideengarten. Sie war es, die diesen feinfühligen Sprachkünstler  wohl am meisten inspirierte.

Denn Gärten sind.- von Königinnen gebaut,
die eine kleine Zeit sich drin vergnügten

                     +++

Will Dir den Frühling zeigen
Der hundert Wunder hat.
Der Frühling ist waldeigen
Und kommt nicht in die Stadt

Nur die weit aus den kalten
Gassen zu Zwein gehen
Und sich bei den Händen halten
Dürfen ihn einmal sehn

Man glaubt Lou wissend lächeln zu sehen, während  sie diese Verse liest und sich erinnert.

Jeder, der den Frühling einer Liebe kennt, weiß aber:

Irgendwo blüht die Blume des Abschieds
Und streut immerfort Blütenstaub, den wir
atmen, herüber; auch noch im
kommendsten Wind atmen wir Abschied

Dies ist ein Buch, das man immer wieder gerne zu Hand nimmt, weil es den Frühling in uns zum Erklingen bringt. Rilke erweist sich auch in Gestalt eines Gartenspaziergängers als  Meister der Sprachmusik.

Sehr empfehlenswert

 Helga König

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PS: Die dick gedruckten Texte sind von Rainer Maria Rilke


Rezension: Reflexion-Angélique Duvier


Dies ist der neue Lyrik & Prosaband von #Angélique_Duvier. Die studierte Schauspielerin ist auf vielen deutschsprachigen Theaterbühnen und auch im Fernsehen präsent. Mit ihrem Ehemann, dem Pianisten #Vladyslav_Sendecki, lebt sie in Hamburg. 

Der Schwerpunkt ihres 4. Werkes liegt erneut auf den Gedichten. Dabei ist der Titel des Buches zugleich Titel eines der darin enthaltenen Gedichte, das ich zu Anfang meiner Rezension nicht ohne Grund zitieren möchte: 


Reflexion 
Uns wurde alles gegeben, 
doch wir glauben,
am Ende nichts zu haben, 
außer dem, was wir uns 
erarbeiteten, erflehten und 
vielleicht erstritten. 

In Wahrheit ist es so viel, 
denn alles, was wir geworden sind, 
was wir in uns gefunden haben, 
Selbsterkenntnis, Selbstliebe und 
natürlich Nächstenliebe, 
ist unsere Reflexion. 

Um ein solches Gedicht zu schreiben, muss man manche Tiefe durchlebt und dabei mit sich und dem eigenen Schicksal gehadert haben, bevor man offen für Weisheit, das Wesentliche erkennen kann, das, wofür wir geboren wurden: Erkenntnis und seelische Weiterentwicklung. 

Erst die Gnade der Erkenntnis setzt Transformationsprozesse in Gang, die durch das Schreiben reflektierter Lyrik natürlich beschleunigt werden können. 

Die naturverbundene Lyrikerin, lässt Träume zu und hat kein Problem damit, als emotional, ja vielleicht mitunter auch ein wenig pathetisch in ihren Gedichten zu gelten. Diese Art zu schreiben, macht sie unglaublich jung und die Leser, sofern sie einen Sinn für Romantik haben, mit ihr. 

Bei allem nagt der Zweifel nicht selten an ihr, wenn sie den Blick auf das Gestern richtet. War das alles notwendig? Diese Frage stellt man sich oft, bevor man erkennt, wie wichtig alles für unsere Persönlichkeitsentwicklung war. Nicht alles ist planbar. Vieles ist Schicksal, dem letztlich keiner entgehen kann, egal wie achtsam man ist. 

Angélique Duvier bewegt sich durch die Jahreszeiten, nimmt den Sommer, die Sonnentage, die Blumen, die Düfte in ihre Verse auf. Sie schreibt übrigens auch Haikus. So glaubt  man, sie im Winter am Fenster stehen zu sehen und nachdenklich in die Natur zu blicken, als ihr dieses Haiku in den Sinn kam. 

Unter Schnee und Eis
Warten die Blumenwurzeln 
Auf ihr Erwachen. 

Vieles, was die Lyrikerin zu Papier gebracht hat, kommt einem von der Gefühlslage her sehr bekannt vor und das gilt nicht nur für den Vers: 

Manche Augenblicke 
würde ich 
am liebsten
festhalten und 
in meinem Herzen 
versenken. 

Angélique Duvier dokumentiert in ihren Gedichten eine große Lebenserfahrung und lässt erkennen, dass sie niemals zu lieben aufgehört hat, bei aller Reflexion, die bei ihr nicht im Widerspruch zur Emotion steht. 

Zum Schluss möchte ich noch ein letztes Gedicht zitieren, das es mir besonders angetan hat: 

Gleicht unsere Seele 
   einem alten Haus 
voller wundersamer
          Zimmer, 
  deren Wände sich 
verschieben lassen? 
Wo es weder Türen 
noch Schranken gibt. 
  Wo Hoffnung sich 
   uneingeschränkt 
   verbreiten kann 
       und Liebe 
       die Räume 
mit strahlendem 
    Licht erhellt.


Für alle, die "Kitt für die Seele" nötig haben, eröffnet sich hier eine hilfreiche Fundgrube.

Maximal empfehlenswert.

Helga König 

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Rezension: Und die Seele wird wieder frei- #Herbert_Metzger / Photokunst: #Iris_Caren_von_Württemberg- Verlag Ch. Möllmann

Dieses Buch enthält Gedichte  der Reife des im November 2016 verstorbenen Lyrikers Herbert Metzger, die von abstrakter Photokunst seiner Tochter Iris Caren von Württemberg begleitet werden. 

Der 1924 geborene Autor war Zahnmediziner und führte seine Praxis bis 1989. Schriftsteller wollte Herbert Metzger allerdings schon immer werden, schätzte Philosophie, besuchte #Karl_Jaspers und schrieb sein gesamtes Leben hindurch täglich Gedichte, Prosa und Tagebuch. Seine #Lyrik und #Prosa zeichnen sich durch eine eigen-philosophische Bildsprache, tiefsinnige, ins Esoterische und Anthroposophische reichende Gedanken aus. Zahlreiche Texte von ihm wurden zwischen 1978 bis 2016 in Büchern, Zeitungen und Anthologien veröffentlicht. 

Die Künstlerin Iris Caren von Württemberg hat Kunstgeschichte und Literaturwissenschaften studiert und ist als freie Künstlerin und Lyrikerin tätig. Ihre Arbeiten waren in zahlreichen Ausstellungen bereits zu sehen und werden in Galerien vertreten. Die Abbildungen im vorliegenden Lyrikband stammen aus ihrer abstrakten #Fotokunstserie "#Barcelona_Spirit" von 2017 und geben das in  Außen-, wie auch Innenräume Wahrgenommene authentisch wieder, ohne digitale Nachbearbeitung. 

Nach einem Vorwort von Dr. med. Dietrich Weller hat die Schriftstellerin #Claire_Beyer sich zu Herbert Metzger geäußert. Sie hat ihn als Teilnehmer ihres Literaturkreises einst  kennengelernt und skizziert ihn als gütigen, zurückhaltenden Zeitgenossen mit Menschenliebe. Wie sie sich erinnert, wohnte seinen Texten, die er im Literturkreis vortrug, eine zarte Poesie inne, die wie ein Schmetterling über die Zuhörer hinwegflog. 

Es folgen im Anschluss  Claire Beyers Erinnerungen eine Reihe sehr feinsinniger Gedichte, die  dokumentieren, dass der Lyriker bereits einen beeindruckenden Transformationsprozess durchlebt haben musste, um  inhaltlich so überhaupt schreiben zu können.

Wahrlich weise ist nachstehendes Gedicht, das verdeutlicht wie sehr sich Herbert Metzger mit dem höheren Selbst auseinandergesetzt hat. 

"Wer andere verurteilt,
Ist noch nicht in 
seinem innersten 
Sein angekommen. 
       Wer 
Dort angekommen, 
verwandelt 
durch selbstlos
wirkende
Liebesarbeit.

Das Sein ist leicht 
In ihm zu wirken im 
sterblichen Bereich 
ist Schwerstarbeit.- 

Vertieft man sich in die einzelnen Gedichte, erlebt man einen sehr reflektierten Seelen-Menschen, der sich mit dem Jenseits auseinandersetzt, wissend, dass Räume durchschritten werden müssen, um in die geistige Welt zurückzukehren, aus der wir gekommen sind. 

Die Abstraktionen seiner Tochter Iris Caren harmonieren vortrefflich mit seinen Gedichten. Voller Zuversicht schreibt Herbert Metzger, dem Übergang in die Anderwelt schon nahe:

Im Klartext 

Geistige Welt- 
Von daher kommen wir
Nach dorthin gehen wir
Wir haben Bleibe
  In IHR 
wenn wir unsere 
Lebensproben 
im Hier 
bestanden haben--- 
ins Sinnsein 
des Überall-Seins. 

Sehr empfehlenswert 
Helga König 

Im Fachhandel erhältlich 

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Und die Seele wird wieder frei: Gedichte der Reife

Rezension: Zusammenspiel- Angélique Duvier

Angélique Duvier arbeitet als Schauspielerin, Sprecherin, Regisseurin. Am Theater war sie in vielen großen Rollen zu sehen und hat u.a. in der TV-Serie "Der große Bellheim" und "Der König von St. Pauli" mitgespielt. 2009 gründete sie gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Pianisten Vladyslav Sendecki das "Lyrik& Jazz Ensemble". Seit Mitte der 1980er Jahre schreibt Angélique Duvier Gedichte und Prosatexte und seit 2015 ist sie Mitglied der "Künstlergruppe 14 Zoll". In den Anthologien dieser Gruppe finden sich Texte von ihr. 

"Zusammenspiel" ist das dritte Buch, das ich von der Autorin auf "Buch, Kultur und Lifestyle" vorstelle. Bei den Texten  handelt es sich erneut schwerpunktmäßig um Lyrik, in die man sich wirklich vertiefen sollte, um Zugang zur Vielschichtigkeit des Innenlebens der Verfasserin zu erhalten.

Was sind Gedichte? Im Vorwort gibt es auf diese Frage eine sehr gute Antwort. Hier nämlich werden sie als Zeugen des Zeitgeistes definiert. Weiter erfährt man, dass sie auf die Leser durch ihre Sprache, ihre Sinnlichkeit, ihren Rhythmus und ihre eigenen Formen von Melodien wirken. Lyrik sei Befragung, leiser Protest, auch Befreiung und Beweisführung, liest man da. Anregen sollen sie zum Sinnieren, Innehalten und zu inneren Dialogen. Darüber hinaus sollen sie imstande sein, uns Trost und Mut zu schenken. All das klingt sehr vielversprechend und motiviert, sich mit der Lyrik von Angélique Duvier näher auseinander zu setzen, vielleicht auch zu erforschen, ob ihre Verse diesen Ansprüchen genügen. 

Die Lyrikerin versteht es, mit sehr fein gemalten Sprachbildern, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Die Natur, vor allem Blumen, aber auch Musik sind ihr beim Schreiben stets gegenwärtig, aber wohl auch die Liebe und das Verliebtsein,  Gedanken, Träume, Reflektionen sowie anderes mehr. Aus all dem entnimmt sie unverkennbar ihre Inspirationen und schreibt, wenn Stimmungen es zulassen, fängt diese in  ihren Texten ein und lässt sie wirken, lässt sie ein Eigenleben entwickeln, mit dem sie die Leser für sich einnehmen. 

Wenn Angélique Duvier textet, - ihrer Naturverbundenheit gemäß in allen Jahreszeiten- , bleibt sie skeptisch, lässt sich nicht die Bodenhaftung nehmen durch Melancholie oder ein überbordendes Hoch, wird auch nicht trivial, sondern hält die Augen offen. 

Ihre Prosatexte (davon gibt es auch einige im Buch) korrespondieren mit ihrer Lyrik, lassen die kluge, erfahrene Beobachterin das Wort ergreifen, die sich in ihrem Gedicht "Gedankenbilder" outet. Sie sucht sich, in diesen Bildern. Es gibt Träume, die sie nicht ausgeträumt hat, allerdings sind diese irgendwohin verschwunden. Das geschieht mit Träumen oft, wie erfahrene Träumer wissen.

Leiser Protest aber auch Befreiung  sind dem Gedicht "Ich auch…Me Too" zu entnehmen und in dem kleinen Gedicht "Erkennen" steckt viel Lebenserfahrung. Schade, dass man als junger Mensch solche Warnungen rasch vergisst. 

Während man sich durch die Texte bewegt, erspürt man Angélique Duviers Sensibilität, die richtigen Worte zu setzen, den genauen Ton zu finden, erfreut sich an ihrer grenzenlose Liebe zur Natur, die sie vielleicht in einer romantischen Stimmung "Verträumtes" schreiben ließ:

Heute noch
träume ich,
von Blumen,
die immer blühen,
im Sommerlicht,
das nie vergeht
und nichts verbirgt

Doch gebe ich mich
meinen Träumen hin,
nur kurz, noch tief, 
muss ich hernach
den Sternenstaub
aus meinen Augen 
wischen.

Sehr empfehlenswert
Helga König

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ZUSAMMENSPIEL