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Rezension:Licht überall: Gedichte (Gebundene Ausgabe)

".../und er tanzte auf den marmornen Treppen/des Mausoleums/ am Tag bevor er starb/ an einem vergifteten/ Sonett." (Nooteboom).

In den letzten Jahren habe ich einige Bücher von Cees Nooteboom rezensiert und war stets begeistert vom Inhalt der Werke dieses eloquenten, feinsinnigen Niederländers. Es war mir übrigens eine besonders große Freude, ihn im Literaturhaus in Frankfurt live zu erleben. Nooteboom besitzt eine ganz unglaublich besonnene, freundliche Ausstrahlung, der man sich nicht entziehen kann. Ein vollkommen präsenter Mensch.-

Der Suhrkamp-Verlag hat nun Gedichte von ihm veröffentlicht. Wer die Vita von Nooteboom kennt, weiß dass das Meer und das Reisen auf dem Wasser ihm nicht fremd sind. Blickt man auf das Cover, so bemerkt man, dass die Lebenswelt Nootebooms hier wiedergespiegelt wird.

Der Gedichtband beinhaltet Gedichte aus den letzten zehn Jahren. Nooteboom wird 31. Juli 80 Jahre alt. Natürlich hat es mich neugierig gemacht, welche Art von Gedichten dieser Mann zwischen seinem 70. und 80. Lebensjahr geschrieben hat.

Im Klappentext erfährt man, dass es Nooteboom um die Crux des menschlichen Lebens gehe: "Niemand zu sein und nirgends und gleichzeitig jemand und hier."

Zugeordnet sind die Gedichte den Rubriken: Licht überall- Begegnungen- Parlando- Zu einem Anlass.

 Wie viel Leben in einem Leben muss man gelebt haben, um erkennend einen Vers wie diesen zu schreiben? "Die Blume des Hibiskus währt nur einen Tag, 
Stern aus kurzlebigem Feuer im Wechselspiel 
Von Garten und Himmel, 
der Mann dort ein Körper, 
der sich wehrt, wie jede Blume." 

Es handelt sich um den ersten Vers des Gedichtes, das den Titel "Figur" trägt. Nein, ich verrate nicht mit welchen Worten Nooteboom seinen poetischen Gedankengang fortsetzt, sondern lese weiter und entdecke plötzlich auf Seite 30 ein Gedicht, in dem er sich mit einer Frau befasst, lese: "Hunderte von Bilder, und ihnen verfallen." Lese wenig später weiter: "Zwischen dort und hier/ die Meuterei des Verlangens/ gegen den Zwang der Zeitwand/ die Gesetze von nie wieder jetzt" und weiß aus Erfahrung wie sinnlos es ist, den Gefühlen von Gestern nachzuspüren. Man darf es nicht zulassen, wenn man nicht möchte, dass man leidet. Nicht an der Zeitwand abprallen, im Jetzt leben und lieben. Nur das ist uns allen möglich.

Nootebooms Gedichte sind allesamt sehr nachdenklich, aber es sind keine lebensmüden Altersgedichte, sondern es sind Verse voller Esprit, vielseitig, spritzig  und besonders eloquent in ihrer poetischen Betrachtung von großen Geistern wie Wittgenstein, Borges, Decartes und Vergil. Ich nicke zustimmend während ich lese "auf der Jagd zwischen Sagen und Wissen,/ noch immer nicht daheim."

Es sind wundervolle Gedichte, die man immer wieder lesen kann. Ich empfehle Sie all jenen, die sich gerne berühren lassen von wirklicher Poesie. 

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Rezensionen:Deutsche Lyrik des Mittelalters: Zweisprachige Ausgabe: Mittelhochdeutsch Neuhochdeutsch (Gebundene Ausgabe)

Herausgeber dieses Gedichtsbandes ist Dr. Manfred Stange. Es handelt sich hierbei um eine zweisprachige Ausgabe mit Anmerkungen und einem Nachwort des Herausgebers.

In den Anmerkungen im hinteren Teil des Buches hat man Gelegenheit, sich über die einzelnen Lyriker kundig zu machen und erfährt auch Wissenswertes zu den jeweiligen Strophen dieser mittelalterlichen Gedichte und Lieder.

 Zu den Autoren zählen Dietmar von Aist, Rudolf von Fenis-Neuenburg, Heinrich von Morungen, Wolfram Eschenbach, Walter von der Vogelweide, Neidhart (von Reuental), Johannes Hartlaub, Oswald von Wolkenstein, Mechthild von Magdeburg, aber auch Frauenlob (Heinrich von Meissen), den ich kürzlich in einer Rezension zur Geschichte von Mainz erwähnt habe.

 Im Nachwort schreibt Dr. Stange, dass es sich bei mittelalterlicher Lyrik um Rollenlyrik handelt und insofern in keiner Weise um Erlebnislyrik. Hier darf man sich nicht vom "Ich" in den Liedern täuschen lassen. Bei mittelalterlichen Autoren sollte man also keine Rückschlüsse vom Erlebnisgehalt des Gedichts auf den Autor ziehen. Unter Rollenlyrik versteht man das sich Hineinversetzen in überindividuelle Personen (der Herausgeber erwähnt die Dame, den Ritter, den Boten, den Wächter und die Gesellschaft), aber auch das Hineinversetzen in stereotype Verhaltensmuster, wie etwa die Werbung. Trotz dieser Gegebenheiten gibt es gleichwohl "Individuelles" und zwar in poetologischer Hinsicht. Genannt wird die Entfaltung der individuellen Fähigkeiten der Lyriker im Rollenspiel. Dies gilt speziell für den Sprachton.

 Ein weiteres Merkmal der mittelalterlichen Lyrik gegenüber der neueren ist die logische Form der Lieder. Dabei sind die einzelnen Strophen in sich abgeschlossen und selbstständig. Wissen sollte man, dass mittelalterliche Lieder keine Überschriften aufweisen und die Personen in der frühen höfischen Phase völlig unkonturiert bleiben.

 Die Biografie der Lyriker, die nahezu alle "Fahrende" waren, ist zumeist kaum bekannt. Begriffe und Werte, die in den Texten auftauchen sind Beständigkeit, Aufrichtigkeit, Freude etc. Es sind Tugendbegriffe der adeligen Gesellschaft in jener Zeit, in der in der Liebeslyrik nicht zuletzt das Ideal der "Hohen Minne" besungen wird. Neben diesem Ideal allerdings ist auch der Gedanken der auf Gegenseitigkeit beruhenden und erfüllbaren wie erfüllten Liebe besungen worden. Erfüllte Liebe ist auch das Thema von Pastourellen, über die man auch unterrichtet wird.

Über die Spruchlyrik wird man hinreichend aufgeklärt und liest dass hier ethische Begriffe und Wertsetzungen elementar sein. Auch liest man Wissenswertes über die Liedarten, die Musik und über die wichtigsten Sammelhandschriften, zu denen auch die "Carmina Burana" zählt.

 Über die vorliegende Ausgabe erfährt man alles Notwendige zur Auswahl, dem Text, der Übersetzung, den Anmerkungen und dem Anhang, indem man sich u.a. zur Metrik, zur Aussprache und zur Lautlehre kundig machen kann.

Zur Einstimmung in den Gedichtsband möchte ich ein Lied des deutschen Minnesängers "Der von Kürenberg" zitieren: 

 Ich zog mir einen Falken länger als ein Jahr
Als ich ihn so gezähmt hatte, wie ich ihn haben wollte
und ihm sein Gefieder mit Gold fein geschmückt hatte 
hob er sich hoch auf und flog davon in andere Lande 

Seitdem sah ich den Falken herrlich fliegen, 
er trug an seinen Fängen seidene Bänder 
und sein Gefieder war ganz rotgoldenen
Gott bringe die zusammen, die einander herzlich lieben wollen! 


Das ist Liebe, in ihrer reinsten Form. Wundervoll. 

Empfehlenswert.

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Rezension: Mein Herz beginnt zu schweben- Max Kruse

Bücher des 1921 geborenen Autors Max Kruse  habe ich erst in den letzten Jahren kennengelernt. 

Gedichte kannte ich bislang noch keine von ihm. Seine Verse berühren mich zutiefst, das möchte ich vorweg schicken. 

Im Vorwort von Erich Stoß erfährt der Leser Wissenswertes über diesen hochbetagten, im Herzen aber unglaublich jungen Schriftsteller, der berühmt gewordene Kinder- aber auch erfolgreiche Adoleszenzbücher geschrieben hat. 

Verfasst hat Max Kruse zudem auch den kleinen, ganz zauberhaften Liebesroman "Tage mit Jantien", den ich übrigens rezensiert habe und der mir bewusst gemacht hat, wie tief in die Empfindungswelt seiner Leser dieser wunderbare Schriftsteller einzudringen vermag. 

Es führt zu weit im Rahmen der Rezension Gedichtinterpretationen oder Vergleiche vorzunehmen. Jedes der Gedichte erzählt ein wenig über den Menschen, der es geschrieben hat. Frauen, die von diesem Mann geliebt wurden, hatten einen Troubadour an ihrer Seite. Das kann man bedenkenlos sagen.

Eines der Gedichte, möchte ich hier wiedergeben, damit Sie eine Vorstellung haben, was Sie erwartet: 

Der Gläserne Vogel 

Ich bin ein Vogel
Aus Samarkand 
Ob Kunstwerk 
oder Jahrmarktsstand: 
Wer wollte
das vergessen?

Ich bin ein Vogel 
der nicht fliegt 
ein Vogel 
den der Wind nicht wiegt 
Man kann mich auch 
nicht essen. 

Ich bin ein Vogel 
der nicht singt 
Ich bin ein Lied 
das nie erklingt 
Mich hat ein Prinz 
besessen 

Ich bin ein Vogel 
Aus Traum und Glas 
Ein Vogel-Scherz 
Ein Vogel-Spaß 

Und heiteres 
Vergessen. 

Empfehlenswert.

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