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Rezension:Goethe/Schiller Der Briefwechsel: Eine Auswahl (Broschiert)

"Es ist mir sehr lieb zu hören, dass ich Ihnen meine Gedanken über jene zwei Punkte habe klar machen können und dass Sie Rücksicht darauf nehmen wollen. Dass, was Sie Ihren realistischen Tic nennen, sollen Sie dabei gar nicht verleugnen. Auch das gehört zu Ihrer poetischen Individualität und in den Grenzen von dieser müssen Sie ja bleiben, alle Schönheit in dem Werke muss Ihre Schönheit bleiben."(Auszug aus einem Brief von Schiller an Goethe, vom 9 - 11. Juli 1796), siehe S. 139) Diese Sätze sind ein Beispiel für Respekt und Toleranz, die so manchem Intellektuellen ein Lehrbeispiel im Umgang mit den geistigen Produkten seiner Kollegen sein könnten. Finden Sie nicht auch?

Der Philosoph Dr. Rüdiger Safranski ist der Herausgeber dieser Auswahl des Briefwechsels zwischen Goethe und Schiller. Er auch hat das umfangreiche und erhellende Vorwort verfasst, in das man sich zwingend vertiefen sollte, um die Beziehung der beiden Briefschreiber besser zu verstehen.
Bei den Briefen handelt es sich um solche aus den Jahren von 1794 bis 1805.

Safranski berichtet eingangs wie mühsam sich die Freundschaft zwischen diesen beiden Geistesgrößen entwickelte und er fragt ein wenig ketzerisch gleich zu Beginn: "War es wirklich Freundschaft, was Goethe und Schiller vom Sommer 1794 an bis zu Schillers Tod am 9. Mai 1805 miteinander verband?" (Zitat: S.7).

Mich hat nie wirklich interessiert, ob die die Beziehung, die Goethe oder Schiller miteinander pflegten, wirklich Freundschaft war, sondern immer nur, wie sehr die beiden durch ihre Beziehung in ihrem Tun beeinflusst wurden. Goethe schrieb an Herders Sohn- Safranski lässt es uns wissen -,dass es besser wäre, wenn man sich mit Freunden "nur von einer Seite verbände, von der sie wirklich mit uns harmonieren und ihr übriges Wesen weiter nicht in Anspruch nähmen", (vgl. Seite 8/9). Eine typische Aussage für den alten Pragmatiker und Nützlichkeitsdenker Goethe, (das meine ich keineswegs negativ). Beziehungen sollten beiden etwas bringen und das tun sie dann, wenn man die Berührungspunkte kreativ nützt und sich nicht in idiotischen Grabenkämpfe aufreibt, die sich oftmals dort einstellen, wo Gegensätzliches aufeinander trifft.

Wenn zwei Alphatiere am gleichen Ort leben, können sie sich bekriegen - dann aber sind sie töricht - oder wie Goethe und Schiller es taten aufeinander zu gehen und ihre Fähigkeiten für eine höhere Sache in eine gemeinsame Waagschale werfen. Safranski analysiert zu recht, dass die beiden sich halfen, ihre eigenen Möglichkeiten zu entfalten und genau dies kann man den vorliegenden Briefen entnehmen. "Man wollte sich nicht einander angleichen, sondern jeweils das eigene in Bestform bringen", (Zitat Safranski: S.9). Nicht uninteressant, dass Schiller die Beziehung zu Goethe als ein "auf wechselseitige Perfektibilität gebautes Verhältnis" beschrieb. Die beiden Dichter waren sich also einig, wohin die Reise ihrer "freundschaftlichen Beziehung" hingehen sollte. Dass Schillers Gemahlin mit Goethes gesellschaftlich unpassender Lebensgefährtin gewisse Probleme hatte, ist dabei unerheblich.

In den Briefen erfährt man von dem intellektuell fruchtbaren Miteinander der beiden großen Dichter, die den Lesern zeigen, wie viel Kreatives sich aus einer guten intellektuellen Beziehungen ergeben kann, auch wenn man ideologisch nicht immer einer Meinung ist und sich zudem im Wesen sogar sehr voneinander unterschiedet. Der gute Wille, voneinander zu lernen und sein Ego nicht im Vordergrund zu sehen, macht es möglich, dass sich produktive Kräfte potenzieren, wie dieses Weimarer Beispiel zeigt.

Von Goethe und Schiller zu lernen, heißt sich zu bemühen, klug zu werden. Das kann nicht das Schlechteste sein, oder ?
Empfehlenswert.


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Rezension: Ich träum' von meinem Garten - Poetische Blicke ins Grüne: Dichter und ihre Blicke ins Grüne (Gebundene Ausgabe)

Dieses Buch bestätigt, was all diejenigen wissen, die sich an den kleinen Paradiesen erfreuen können, die den Namen Garten tragen. Wer kleine Kinder im Garten beobachtet, kann sehen wie glücklich sie inmitten der Blütenpracht sind. Gärten regen zur Poesie in. Dichter in allen Jahrhunderten haben Blumen besungen und Gedichte aber auch kleine poetische Prosatexte, die die Stimmungen der Jahreszeiten wiedergeben, zu Papier gebracht.

Die Texte und die Gedichte im Buch sind mit Blumen- aber auch Schmetterlingsillustrationen hübsch gestaltet, die Abbildungen aus Beständen der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart zeigen.
Das Buch ist thematisch untergliedert in:

Gärten der Träume und Erinnerung
Gärten der Freude
Verzauberte Gärten
Gärten der Liebe
Gärtnerglück

Zu den Autoren zählen Homer, Plinius der Jüngere, Giovanni Boccaccio, Paul Gerhard, Joseph von Eichendorff, Max Dauthendey, Oscar Wilde, Rainer Maria Rilke, Johann Wolfgang von Goethe, Hermann Hesse und Elisabeth von Arnim.

Wer sich mit Goethe ein wenig beschäftigt hat, kennt dessen Liebe zum Garten. Gleich zu Beginn der Buches ist ein Textauszug aus einem Brief, den er am 7. 4.1789 in Palermo verfasst hat, abgedruckt, in dem er sich für Farben, Formen aber vor allem für den Duft eines öffentlichen Gartens dort begeistert. Zur Veranschaulichung zitiere ich eine kleine Passage: "Was aber dem Ganzen die wundersamste Anmut verlieh, war ein starker Duft, der sich über alles gleichförmig verbreitete, mit so merklicher Wirkung, dass die Gegenstände, auch nur einige Schritte hintereinander entfernt, sich entschiedener hellbau voneinander absetzten, so dass ihre eigentümliche Farbe zuletzt verlorenging oder wenigstens sehr überbläut sie sich dem Auge darstellten..."(S.10).

Plinus der Jüngere schreibt von seinem laurentinischen Gut, das ihm große Freude bereitet, von Freude schreibt auch Paul Gerhard in seinem zauberhaften Lied "Geh aus, mein Herz" und Elisabeth von Arnim beginnt einen kleinen Text mit den Worten "Ach, ich könnte vor Freude jauchzen und tanzen, dass der Frühling da ist. Dieses Wiedererwachen von Schönheit in meinem Garten und heller Zuversicht in meinem Herzen..."(S.52).

Helle Zuversicht im Herzen ist genau das, was ein schöner Garten auslöst und uns Sorgen, die jeder ab und an hat, für eine kurze Weile vergessen lässt.

Bei den vielen poetischen Texten fand ich einen, den ich hier wiedergeben möchte, weil er auf ganz wundervolle Weise deutlich macht, wie entspannend Momente sind, die man hellwach und bewusst in einem irdischen Paradies verbringen kann, wenn man sich ihm öffnet und trennende Mauern gedanklich zum Einsturz bringt.

Hinter hohen Mauern

Hinter hohen Mauern
hinter mir
liegt ein Paradies

Grüne, glitzernde Stachelbeersträucher,
eine Strohbude
und Bäume mit Glaskirschen

Niemand weiß von ihm.
An einem Halm
Klettert ein Marienkäferchen,
plumps, und fällt in goldgelbe Butterblumen.

Hilfreich neigen die Tausendschönchen,
Stiefmütterchen machen ein böses Gesicht.

Verschollen
Glänzen die Beete!
(Arno Holz)

Eines der ersten Gedichte, das ich in der Schule auswendig lernte- am Anfang der 3. Klasse, soweit ich mich erinnern kann, war Fontanes "Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland"( S.46). Dieses Gedicht veränderte damals meine Einstellung zum Tod. Er hatte nichts mehr Furchteinflößendes. Wenn ich mit meiner Mutter zum Friedhof ging, um die Gräber meines verstorbenen Bruders und meines Urgroßvaters zu gießen, lebten alle Toten auf dem Gottesacker von da an in den Blumen auf den Gräbern und je intensiver die Pracht war, umso mehr hatte ich das Gefühl, dass es den Verstorbenenen gut ging.

Vertiefen Sie sich bitte einen Moment lang in folgende Gedichtzeilen von Max Dautheney:

"Die Schmetterlinge ziehen durch den Garten,
wie Blumen, die von ihren Stengeln fliehen..."

Was empfinden Sie, wenn sie sich das Geschehen bildlich vorstellen? Glück? Freiheit? Sehnsucht?

Ein Buch, das ich gerne empfehle.


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