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Rezension: Ich träum' von meinem Garten - Poetische Blicke ins Grüne: Dichter und ihre Blicke ins Grüne (Gebundene Ausgabe)

Dieses Buch bestätigt, was all diejenigen wissen, die sich an den kleinen Paradiesen erfreuen können, die den Namen Garten tragen. Wer kleine Kinder im Garten beobachtet, kann sehen wie glücklich sie inmitten der Blütenpracht sind. Gärten regen zur Poesie in. Dichter in allen Jahrhunderten haben Blumen besungen und Gedichte aber auch kleine poetische Prosatexte, die die Stimmungen der Jahreszeiten wiedergeben, zu Papier gebracht.

Die Texte und die Gedichte im Buch sind mit Blumen- aber auch Schmetterlingsillustrationen hübsch gestaltet, die Abbildungen aus Beständen der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart zeigen.
Das Buch ist thematisch untergliedert in:

Gärten der Träume und Erinnerung
Gärten der Freude
Verzauberte Gärten
Gärten der Liebe
Gärtnerglück

Zu den Autoren zählen Homer, Plinius der Jüngere, Giovanni Boccaccio, Paul Gerhard, Joseph von Eichendorff, Max Dauthendey, Oscar Wilde, Rainer Maria Rilke, Johann Wolfgang von Goethe, Hermann Hesse und Elisabeth von Arnim.

Wer sich mit Goethe ein wenig beschäftigt hat, kennt dessen Liebe zum Garten. Gleich zu Beginn der Buches ist ein Textauszug aus einem Brief, den er am 7. 4.1789 in Palermo verfasst hat, abgedruckt, in dem er sich für Farben, Formen aber vor allem für den Duft eines öffentlichen Gartens dort begeistert. Zur Veranschaulichung zitiere ich eine kleine Passage: "Was aber dem Ganzen die wundersamste Anmut verlieh, war ein starker Duft, der sich über alles gleichförmig verbreitete, mit so merklicher Wirkung, dass die Gegenstände, auch nur einige Schritte hintereinander entfernt, sich entschiedener hellbau voneinander absetzten, so dass ihre eigentümliche Farbe zuletzt verlorenging oder wenigstens sehr überbläut sie sich dem Auge darstellten..."(S.10).

Plinus der Jüngere schreibt von seinem laurentinischen Gut, das ihm große Freude bereitet, von Freude schreibt auch Paul Gerhard in seinem zauberhaften Lied "Geh aus, mein Herz" und Elisabeth von Arnim beginnt einen kleinen Text mit den Worten "Ach, ich könnte vor Freude jauchzen und tanzen, dass der Frühling da ist. Dieses Wiedererwachen von Schönheit in meinem Garten und heller Zuversicht in meinem Herzen..."(S.52).

Helle Zuversicht im Herzen ist genau das, was ein schöner Garten auslöst und uns Sorgen, die jeder ab und an hat, für eine kurze Weile vergessen lässt.

Bei den vielen poetischen Texten fand ich einen, den ich hier wiedergeben möchte, weil er auf ganz wundervolle Weise deutlich macht, wie entspannend Momente sind, die man hellwach und bewusst in einem irdischen Paradies verbringen kann, wenn man sich ihm öffnet und trennende Mauern gedanklich zum Einsturz bringt.

Hinter hohen Mauern

Hinter hohen Mauern
hinter mir
liegt ein Paradies

Grüne, glitzernde Stachelbeersträucher,
eine Strohbude
und Bäume mit Glaskirschen

Niemand weiß von ihm.
An einem Halm
Klettert ein Marienkäferchen,
plumps, und fällt in goldgelbe Butterblumen.

Hilfreich neigen die Tausendschönchen,
Stiefmütterchen machen ein böses Gesicht.

Verschollen
Glänzen die Beete!
(Arno Holz)

Eines der ersten Gedichte, das ich in der Schule auswendig lernte- am Anfang der 3. Klasse, soweit ich mich erinnern kann, war Fontanes "Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland"( S.46). Dieses Gedicht veränderte damals meine Einstellung zum Tod. Er hatte nichts mehr Furchteinflößendes. Wenn ich mit meiner Mutter zum Friedhof ging, um die Gräber meines verstorbenen Bruders und meines Urgroßvaters zu gießen, lebten alle Toten auf dem Gottesacker von da an in den Blumen auf den Gräbern und je intensiver die Pracht war, umso mehr hatte ich das Gefühl, dass es den Verstorbenenen gut ging.

Vertiefen Sie sich bitte einen Moment lang in folgende Gedichtzeilen von Max Dautheney:

"Die Schmetterlinge ziehen durch den Garten,
wie Blumen, die von ihren Stengeln fliehen..."

Was empfinden Sie, wenn sie sich das Geschehen bildlich vorstellen? Glück? Freiheit? Sehnsucht?

Ein Buch, das ich gerne empfehle.


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