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Rezension: Dasein- Angélique Duvier



Diese Publikation enthält Gedichte und Kurzgeschichten der Schauspielerin Angelique Duvier. Es ist das sechste Buch, das sie zwischenzeitlich auf den Weg gebracht hat. Die vorangegangenen Werke habe ich auf "Buch, Kultur und Lifestyle" vorgestellt und mit der Autorin diesbezüglich auch entsprechende Interviews realisieren können. 

Ihre Liebe zur Natur ist unverändert vorhanden und fließt in nicht wenige ihrer Verse ein. Doch es gibt daneben zahlreiche Gedichte, deren Thematik weniger naturbezogen ist, so etwa jenes mit dem Titel "Empathie", das ich an dieser Stelle nicht ohne Grund wiedergeben möchte: 

"Empathie" 
Empathie ist, wenn
dich das Leid anderer
          schmerzt. 
Wenn du den Hunger 
   der Hungernden
          spürst. 
Empathie ist, wenn 
   du in Not und 
     Verzweiflung 
der Kriegsopfer 
      fühlst. 
 Wenn dich 
Einsamkeit 
und Trauer 
leidender Menschen 
          berührt. 
Empathie ist auch, 
 wenn dich Freude
und Glück anderer
         neidlos 
glücklich macht. (S. 30) 

"Empathie ist auch, /wenn dich Freude und Glück anderer/neidlos /glücklich macht." Dieser Gedanke hat mir besonders gut gefallen. 

Sonderbar, dass vielen Menschen dies beim Anblick von Kindern, die beim Spiel Glück und Freude verströmen, problemlos gelingt und sie spontan zu lächeln oder zu lachen beginnen, sie jedoch selten das Glück anderer Erwachsener als glücklich machend erleben. 

Weshalb das so ist? 

Ich denke, es ist das ewige Vergleichen, das daran hindert, neidlos das Glück anderer mitzuempfinden und dies ist mehr als nur schade. 

Einem leidenden Menschen gegenüber Empathie zu empfinden, ist für viele gewiss einfacher als dem Glück eines starken, gesunden, glücklichen Menschen gegenüber. Aber wirklich empathisch ist ein Mensch, wenn er beides vermag und weil er nicht anders kann, es auch tut. 

Das Alter und die Vergänglichkeit werden von Angélique Duvier immer wieder gedanklich umkreist, sie geraten immer häufiger ins Blickfeld, je mehr Erinnerungen sich angesammelt haben. Machen sie ihr Angst`? Ich denke, nein. Sie geht stoisch damit um. Auch das muss man lernen.

Von Tränen ist die Rede, auch von Schmerz. Das Wechselspiel der Gefühle durchzieht das gesamte Buch. 

Herrlich jung und erfrischend offenbart sich in der sehr schönen und in vieler Hinsicht gelungenen Kurzgeschichte "Herzklopfen" wieviel Empathie wir empfinden können am Glück anderer, wenn wir offen dafür sind. 

Nicht jedes der Gedichte bleibt im Gedächtnis haften und berührt so intensiv wie etwa die Gedichte "Fragen" oder "In Dir".

Auch einige Haikus und Senryus von  Angélique Duvier lernt man kennen und erfährt am Ende des Buches, worin der Unterschied der beiden Gedichtformen besteht. 

Über Gerechtigkeit und Fairness denkt die Lyrikerin in ihren Versen auch immer wieder nach und bringt es schließlich in einem Senryu auf den Punkt; 

Unfair 
Die Ungerechten 
Verlangen ihre Rechte- 
Aber nur für sich. 

Und da ist da noch dieses wunderbare Gedicht mit dem Titel  "Zeitschleifen", das mit den Worten endet…"alles, was bleibt,/ ist ein vergilbtes Lächeln.". 

Wer das erkannt hat, lässt sich nicht mehr fortragen in die Vergangenheit, sondern erfreut sich der Frische eines jeden neuen Tags. Was uns leben lässt, ist nicht Last, nicht Vergangenes, sondern Zukunftsblumen, genährt  von dem, was Freude  schenkt. 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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