Die "Frankfurter Anthologie 35" wartet mit 50 Gedichten aus unterschiedlichen Jahrhunderten und deren Interpretationen auf.
Bei den Gedichten handelt es sich u.a. um Werke von Heinrich von Morungen, Andreas Gryphius, Joseph von Eichendorff, Heinrich Heine, Theodor Storm, Friedrich Nietzsche, Karl Wofskehl, Kurt Tucholsky, Jürgen Becker und Durs Grünbein.
Zu den Interpreten zählen Peter von Matt, Ulrich Greiner, Gabriele Wohmann, Hans Ulrich Treichel, Eva Demski und viele andere mehr.
Auf den letzten Seiten des Gedichtbandes erfährt man übrigens Wissenswertes zu allen Interpreten.
Marcel Reich-Ranicki startete am 15. Juni 1974 in der Samstagsausgabe der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" ein in der Literaturgeschichte einmaliges Unternehmen, in dem er jeden Samstag Gedichte aus sämtlichen Epochen der Lyrik vorstellte, jedes der Gedichte von einem namhaften Interpreten erläutert. Die Bände der "Frankfurter Anthologie" beinhalten immer die Gedichte und Interpretationen eines Jahrgangs. Zwischenzeitlich liegen über 1900 Gedichte vor.
Vorstellen möchte ich am heutigen Ostersamstag das Gedicht von Karl Wolfskehl, in dem er es an Selbstironie nicht fehlen lässt. Wie alle Gedichte im Buch, ist auch dieses sehr gut interpretiert. Zu Recht hält Marie Luise Knott fest, dass in diesem Gedicht Ernst, Spott und Selbstironie eng beieinander liegen. Ich stimme ihr zu, wenn sie schreibt Bibliophile bilden eine verschworene Gemeinschaft und dass man trotz des Anrüchigen, das dieses Sammeln hat, es gerne kultiviert. Davon kann ich selbst ein vielstrophiges Lied singen.
Hier das Gedicht, mit dem der Dichter mir und hoffentlich auch Ihnen aus der Seele spricht. Natürlich sollten wir uns nicht scheuen Bücher, die wir besitzen, auch zu lesen. Wolfskehl hat es gewiss auch getan. Er stapelt nur tief. Das macht ihn mir sehr sympathisch.
Lobgesang
Büchern bin ich zugeschworen,
Bücher bilden meine Welt,
Bin an Bücher ganz verloren,
Bin von Büchern rings umstellt.
Zärter noch als Mädchenwangen
Streichl' ich ein geliebtes Buch,
Atme bebend vor Verlangen
Echten Pergamentgeruch.
Inkunabeln, Erstausgaben,
Sonder-, Luxus-, Einzeldruck:
Alles, alles möcht' ich haben -
Nicht zum Lesen, bloß zum Guck!
Bücher sprechen ungelesen -
Seit ich gut mit Büchern stand,
Weiß ich ihr geheimstes Wesen:
Welch ein Band knüpft mancher Band!
Bücher, Bücher, Bücher, Bücher,
Meines Lebens Brot und Wein!
Hüllt einst nicht in Leichentücher -
Schlagt mich in van Geldern ein!
(S.115)
Empfehlenswert.
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