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Rezension:Wer es könnte (Gebundene Ausgabe)

Ich glaube, dass sie blühen werden/- innen ist grün-/ dass du mich liebst/ und es verschweigst./ ( Hilde Domin),
Ich möchte von den Dingen, die ich sehe
wie von dem Blitz
gespalten werden
Ich will nicht, dass sie vorüberziehen
farblos bunte
sie schwimmen auf meiner Netzhaut
sie treiben vorbei
in die dunkle Stelle

am Ende der Erinnerung
(Hilde Domin)

Dieser Gedichtsband enthält ausgewählte Gedichte der Dichterin Hilde Domin (1909-2006). Sie zählt zu einer der wichtigsten Lyrikerinnen der Gegenwart. Studiert hatte sie einst Rechtswissenschaften, Nationalökonomie, Soziologie und Philosophie. Ab 1932 lebte die Jüdin im Exil in Rom, heiratete dort 1936, um später zunächst in England, dann in den USA und schließlich in der Domikanischen Republik zu leben. Erst 1951 begann sie Gedichte zu schreiben, die später in insgesamt 22 Sprachen übersetzt wurden. Wie man dem Vorwort von Marion Tauschwitz entnehmen kann, hat die Lyrikerin die Grundgedanken aus Spinozas Philosophie in ihre Gedichte eingeflochten. Ihr Leben lang blieb die Dichterin eine Suchende, das zeigt sich sehr deutlich in den augewählten Gedichten.

Des Weiteren enthält das Aquarelle des 1935 geborenen Künstlers Andreas Felger. Sein Werk umfasst Farbholzschnitte, Aquarelle, Ölmalerei, Skulpturen, Holzreliefs und Glasfenster.

Wie man den Eingangsworten Oliver Kohlers, mit er Überschrift "Alphabet der Hoffnung" entnehmen kann, begegnen sich in diesem Buch die beiden Künstler als Eigenständige, ihre Werk in geduldiger Arbeit Entwickelnde. Ich pflichte Kohler in seiner Betrachtung bei, dass Inspiration aber als eine Form des Verstehens und Antwortens überall zu spüren ist. Dies wird besonders deutlich bei in der Gegenüberstellung von Domins Gedicht "Wunsch", das ich zu Beginn meiner Rezension zitiert habe und dem gespaltenen runden, blauen "Ding" auf Felgers Aquarell.

Auch teile ich die Meinung Kohlers, dass beide Künstler nicht selten die Distanz zwischen Empfindung und Gestaltung, zwischen Sinn und Bild vergrößern und die Dichterin ihre Aussagen in Widersprüchen entwickelt, während dessen der Maler das Gegenständliche verlässt, vielleicht nicht immer, so doch aber in den meisten der abgelichteten Aquarellen, die durch ihre mediterrane Farbgebung bestechen.

Nicht wirklich abstrakt ist das Aquarell, auf dem eine Sonnenblume skizziert ist und das so wundervoll zu Domins Gedicht "Orientierung" passt.



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