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Rezension:Lied der Liebe (Gebundene Ausgabe)

Derzeit befasse ich mich intensiv mit den Arbeiten des Künstlers Andreas Felger, in dessen Farb- und Formgebung ich mich vor wenigen Wochen spontan verliebt habe. Der 1935 auf der Schwäbischen Alb geborene Maler begeistert mich seiner mediterranen Farbgebung wegen und seiner Liebe zur Poesie, von der er sich immer wieder bei der Auswahl seiner Motive anregen lässt.

Im vorliegenden Buch sind eine Reihe wunderschöner Aquarelle- meditative Abstraktionen- von ihm abgelichtet, die eine freie assoziative Nähe zum Hohelied von Salomon herstellen. Das Hohelied liegt hier in einer Übersetzung des Österreichers Josef Dirnbeck vor. Es handelt sich dabei um die beste Übersetzung, die bisher kennen gelernt habe. Dirnbeck hat es geschafft, die Verse so zu übersetzen, dass man den poetischen Anspruch Salomons und seinen Sinn für subtile Erotik mehr als nur zu erahnen vermag.

"Salomons Sammlung der Lieder der Liebe" ist sehr schön untergliedert. Oliver Kohler nennt in seinem Vorwort die Sprachbilder zu Recht "Perlen einer Kette". Weil die Liebe nicht nur den Raum der Wörter bewohnt, sondern auch jenseits der Sprache in Stimmungen gestaltet, sind die Aquarelle zum Hohelied genau in dieser Sphäre angesiedelt (vgl.: S. 8). Das Hohelied selbst hat bis heute eine nachhaltige Wirkung auf die Geistesgeschichte und die Kunst. So haben viele jüdische Autorinnen und Autoren deutscher Sprache Fragmente des Hohenliedes eingewoben (vgl.: S. 9). Kohler verweist auf Verse von Cordelia Edvardson, Erich Fried und Paul Celan.

Die Lieder sind ein wundervoller Dialog zwischen zwei Liebenden, die sich in ihren Gefühlen vollkommen spiegeln.
Sehr berührend sind die nicht zuletzt folgende Verszeilen aus dem "Lied des Gartens":

"ER: ....
Du bist die Quelle im Garten
der Brunnen lebendigen Wassers
mit Wasser vom Libanon.

Sie:
"Nordwind und Südwind
fächelt den Balsamduft
in meinen Garten.

Komm nun, mein Freund,
dein Garten ruft dich;
Komm nun und iss
von den köstlichen Früchten!"

Das ist Gleichklang, aber auch subtile Verführung, die in einer lobenswert, poetischen Sprache dargebracht werden.

Auf meinem Rezensionsblog finden Sie unter der Rezension noch eine weitere Textstelle, die Felger nicht grundlos in ein vollständig rotes Aquarell umgesetzt hat.

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