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Rezension:Liebesgedichte (insel taschenbuch) (Taschenbuch)

"Liebe ist Vision (...),"Das Verlangen erfindet sie, es schüren sie Fasten und Kasteiung,/ Eifersucht stachelt sie an, Gewohnheit tötet sie." (Octavio Paz)

Das vorliegende Buch enthält Liebesgedichte der lateinamerikanischen Schriftstellers, Diplomaten und Nobelpreisträgers Octavia Paz. Als Studentin hatte ich die Gelegenheit, gemeinsam mit einigen Kommilitonen und unserem argentinischen Professor diesen beeindruckenden Menschen in Mexiko-City kennenzulernen. Wir hielten uns damals an einem Nachmittag in seiner Bibliothek auf, die zugleich sein Arbeitszimmer war. Die Bibliothek war in einem Glaspavillon im Garten untergebracht. Traumhaft.

Seine schöne Frau, Marie José Tramini, eine Französin, die ich in der Wohnung ebenfalls kennenlernte, war, wie Werner Fritsch im Nachwort des Gedichtbandes schreibt, seine große Liebe, Muse und das Objekt seiner Minne.

Für mich ist es besonders interessant, nach dem damaligen Eindruck, nun diese Liebesgedichte zu lesen, denn mir fiel schon damals auf, dass das Paar auffallend liebevoll miteinander umging. Für beide schien das, was zwischen ihnen stattfand, die große Liebe gewesen zu sein. Fritsch berichtet, dass sich Octavio und Marie in Indien das erste Mal getroffen und sich in Paris wiedergesehen haben. Wenn das kein schöner Anfang einer Liebe ist, was dann?

Dies sind die ersten Gedichte von Paz, die ich gelesen habe. Ich kann bislang nur seine hocheloquenten Essays zur Geschichte, Politik, zur Literatur, zur bildenden Kunst und zur mexikanischen Kultur.

Die Gedichte sind solch schönen Oberzeilen untergliedert, wie:
-Meine Augen bedecken mich mit meinem warmen Regen von Blicken
-Im Garten der Liebkosungen
-Ich öffne die Lippen deiner Nacht
-Das Herz ist ein Auge

Alle Gedichte sind von Leidenschaft, Erotik und dem Traum von innigster Gemeinsamkeit durchdrungen. So vermag nur ein Lateinamerikaner zu schreiben, dem es bei aller Reflektionsfähigkeit nicht an einer romantischen Ader mangelt.

Wie bewegt in ihrem Innern ist eine Frau, deren Geliebter zu ihr sagt:

"Meine Augen entdecken dich

nackt

und bedeckten dich

mit einem warmen Regen

von Blicken" ?

Sehr kurze und längere Liebesgedichte wechseln einander ab und bestätigen das, was ich als junge Frau in den Augen dieses Dichters erblickte. Eine Seele, die Liebe schenken möchte und Gelegenheit hatte, dies auch zu tun, weil ihr das Glück zuteil wurde, ihr Pendant - ihr Herzens-Du - zu finden. Gibt es eine größere Gnade auf Erden?

Empfehlenswert.

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